Elm und Umgebung 2

WO DIE OHREN AUGEN MACHEN
- Klangerlebnis in Königslutter

Ein besonderes Klangerlebnis sind nicht nur die Glocken des Kaiserdoms. Die Stadt Königslutter am Elm hat noch einen anderen Ohrenschmaus zu bieten: das Museum für mechanische Musikinstrumente, kurz MMM. Unmittelbar neben dem Dom gelegen, beherbergt es eine stattliche Sammlung von mechanischen Instrumenten – angefangen bei der Spieluhr über die Drehorgel bis hin zum Orchestrion und der Musicbox. Mehr als 250 Ausstellungsstücke und alle in vorführbereitem Zustand. Bei einer Museumsführung erfahren die Besucher daher nicht nur, wie die technischen Kunstwerke funktionieren, sondern sie erleben auch deren ganz eigentümlichen Klang. Nicht umsonst verspricht das MMM in Königslutter werbewirksam: "Hier werden Ihre Ohren Augen machen."

Reportage (Radio hr4, 28.11.2009):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

[Atmo: "Aurora"]

Groschen rein und Musik ab! "Peppers Aurora", das Orchestrion von 1910, ersetzt ein ganzes Orchester – zugegebenermaßen ein eher erbärmliches. Mechanische Instrumente waren nicht immer von symphonischem Klang, gibt auch Museumsleiterin Britta Edelmann zu. Aber viele hatten eines gemeinsam: sie wurden über eine so genannte Stiftwalze angetrieben.

[O-Ton Britta Edelmann:]
"Walzenmacher sind so einer der Berufe, die ausgestorben sind. Und dieser Walzenmacher hatte also, wenn er gearbeitet hat, Noten vor sich gehabt, und hier oben konnte man eine Notenskala reinpacken, wo er genau wusste, welches Häkchen entspricht welcher Note. Das wurde dann entsprechend reingeschlagen, und so wusste man, welche Melodie dabei rauskommt."

Das Prinzip funktionierte im kleiderschrankgroßen Orchestrion ebenso wie in der schmuckkästchenkleinen Spieldose. Andere Instrumente arbeiteten mit Lochstreifen und Gebläse. Als Beispiel zeigt uns die Museumsleiterin einen mechanischen Steinway-Flügel.

[O-Ton Britta Edelmann:]
"Durch die Löcher geht die Druckluft jetzt hier rein. Hier hinter sind kleine Bleiröhrchen. Die Röhrchen, die enden am Hals der Klavierhämmerchen. Und wenn jetzt die Druckluft kommt, dann werden die Klavierhämmerchen gegen die Saite nach oben geschlagen. Und das macht die Musik." (Atmo: Steinway-Flügel)

Britta Edelmann mit "Aurora"
Gemeine Drehorgel
Mechanische Geige

Das Prunkstück des Museums ist die mechanische Geige. Nicht nur eine allerdings, sondern gleich drei Geigen werden mit Druckluft gegen einen rotierenden Bogen gepresst. Ein wahres Kunstwerk, das aber so seine Macken hat:

[O-Ton Britta Edelmann:]
"Solche Geigen verstimmen sich sehr schnell. Und damit das menschliche Ohr sich nicht furchtbar erschreckt, ist das Klavier dazu gearbeitet worden. Das heißt, man hat Geige und Klavier, das klingt dann auch ganz gut. Das ist aber so die Diva des Museums. Wenn das jetzt keine Lust hat, dann hat es keine Lust. Ich hoffe, es hat Lust." (Atmo: mechanische Geige und mitsingende Besucher)

Immer wieder singen oder summen die Besucher die Melodien mit, die wie von unsichtbarer Hand erklingen. Keiner kann sich der Faszination dieser mechanischen Musik entziehen.

(Umfrage:)
"Dieses wunderbare Austüfteln alles, wer das alles gemacht hat."
"Ich hab’ früher in Königslutter gewohnt, aber ich hab’ das nie angeschaut. Aber es ist wirklich interessant."
"Super. Wenn man das sieht, was die früher schon alles auf die Beine gestellt haben, einfach super!"

[Atmo: Besucher singen "Santa Lucia"]

 

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