Rumänien 3


DIE KÖNIGE DES RESERVATS
- bei den Pelikanen im Donaudelta

Rumänien ist im Vergleich zu Deutschland ein dünn besiedeltes Gebiet mit vielerorts noch intakter Natur. Das gilt nicht nur für die Gebirgswelt der Karpaten, sondern ganz besonders auch für das Donaudelta. Im Grenzgebiet zur Ukraine wurde ein weitläufiges Biosphärenreservat eingerichtet, das größte Vogelschutzgebiet Europas.
Neben den drei Hauptarmen der Donau umfasst das Delta ein Labyrinth von unzähligen kleinen und kleinsten Nebenarmen, Teichen und Seen. Dort brüten Wasservögel aller Art, allein Tausende von Pelikanen. Sie sind sozusagen die Könige des Reservats – und dabei längst nicht so scheu wie die "Könige der Karpaten". Am besten erkundet man das Delta auf einer Bootsfahrt von der Stadt Tulcea aus. Die Palette reicht von mehrstündigen Touren im modernen Schnellboot bis hin zu mehrtägigen Touren im einfachen Fischerkahn. Dann also: Leinen los! Pelikan und Co., sie warten schon.

Reportage (Radio hr4, 27.09.2014; rbb-INFOradio, 01.11.2014; SWR4 RP, 25.07.2021):

[Atmo: Bootsgeräusch]

In gemächlichem Tempo bahnt sich die "Lolita" ihren Weg durch das Gewirr von Wasserstraßen. Als Ortsunkundiger würde man sich hier nie zurechtfinden, aber der Käpt'n kennt den Weg. Vom Motorgeräusch unseres Kutters abgesehen, ist das Delta eine Oase der Ruhe. Damit wir sie genießen können, wird der Motor hin und wieder abgestellt. Dann herrscht um uns herum nur noch Gezwitscher und Gepiepe.

[zum Anhören klicken: Atmo Vogelstimmen]

An den schilfgesäumten Ufern entdecken wir Graureiher, Silberreiher und Seidenreiher, Schwärme von Kormoranen fliegen vor uns auf. Das größte Naturschauspiel aber bieten die Pelikane, wenn sie sich majestätisch in die Lüfte erheben. Davon bleibt kein Tour-Teilnehmer unberührt:

Delta-Tour mit der "Lolita"
Furtuna-See
Pelikane in der Luft

[O-Ton Tour-Teilnehmer]
"Mir hat am besten gefallen, dass es so viele Pelikane sind. Ich mein', man kann in den Zoo gehen, da sieht man vielleicht zwei, drei Pelikane, aber hier hat es Hunderte, und diese ganzen Geräusche, dieses Flattern, das ist ganz eindrücklich."

Die Pelikane lassen sich von uns menschlichen Eindringlingen nicht weiter stören. Weder von den vielen Touristen noch von den vielen Anglern. Sie fühlen sich hier augenscheinlich wohl. Und Vasile Folea, unser Kapitän, hat dafür eine ganz einfache Erklärung:

[O-Ton Vasile Folea, rumänisch:]
Sie genießen die Freiheit hier, sagt er. Es gibt genug Futter, ein Überangebot von Fischen. Außerdem sind sie hier im Reservat sicher. Drüben, in der Ukraine, werden sie gejagt. Die Fischer sehen die Pelikane als Konkurrenz an und schießen auf sie. Nur hier auf der rumänischen Seite sind sie sicher.

Fische gibt es schließlich genug im Delta. Da besteht kein Anlass für gegenseitigen Futterneid. Und so treffen wir Pelikane sogar in unmittelbarer Nähe eines der wenigen Dörfer. Es ist nur mit dem Boot zu erreichen, und es hat nicht mal einen richtigen Namen. "Mila Douăzeci şi trei" wird es genannt – nach der Flussmeile 23.

Bootsanleger Mila 23
Donaukarpfen frisch auf den Tisch
Sonnenuntergang im Donaudelta

Hier übernachten wir in einer kleinen Pension. Zum Abendessen gibt es Donaukarpfen, direkt von der Angel frisch auf den Tisch.

[O-Ton Anişoara Chitai, rumänisch:]
In jeder Familie gibt es einen Fischer, erzählt Anişoara Chitai, unsere Wirtin, drum wird viel Fisch gegessen. Das Leben hier draußen ist zwar manchmal etwas einsam, aber ich bin hier geboren, und ich mag dieses Leben. Ich würde nie in eine Großstadt wie Bukarest ziehen. Hier ist es super okay.

Zwar haben auch in der Abgeschiedenheit des Deltas moderne Errungenschaften wie Internet und Flachbildfernseher Einzug gehalten, dennoch leben die Bewohner im Einklang mit der Natur. Und selbst wenn ihnen die Pelikane manchen Fisch vor der Nase wegschnappen, so haben die meisten doch erkannt, dass die Vögel ihnen am Ende mehr nützen als schaden.

[Atmo: Vogelstimmen]

 

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Video:
Vogelwelt im Donaudelta

 

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Hier geht's weiter nach Hermannstadt und zur Reportage Rumänien 4.