Alaska 1
DENALI NATIONAL PARK
- Enthüllung des Bergriesen
Zu den beliebtesten Zielen für Alaska-Reisende gehört der Denali-Nationalpark. Mit fast 25.000 Quadratkilometern ist er das drittgrößte Schutzgebiet in den USA (und größer als beispielsweise das deutsche Bundesland Hessen!). Die einzige Zufahrt erreicht man nach etwa vier Autostunden auf halbem Weg zwischen den beiden größten Städten Anchorage und Fairbanks.
Der Park ist so beliebt wegen seines enormen Reichtums an Wildtieren – vor allem Bären, Elche und Karibus – aber besonders natürlich wegen seines Namensgebers, des Mount Denali (hierzulande besser bekannt als Mount McKinley nach dem 25. US-Präsidenten William McKinley, 1897-1901).
Der ganzjährig schneebedeckte Bergriese ist mit 6.193 Metern zugleich der höchste Gipfel Nordamerikas. Um ihn einmal mit eigenen Augen zu sehen, strömen Hunderttausende alljährlich in den Nationalpark zu seinen Füßen. Doch die meiste Zeit des Jahres versteckt sich der Berg hinter einem Wolkenschleier. Um tatsächlich einen Blick zu erhaschen, braucht es viel Glück und/oder viel Geduld.
Reportage (Radio hr4, 05.03.2011; rbb-INFOradio, 02.06.2011):
[O-Ton Park-Ranger:]
"Folks, you’re going to a really awesome place. Have a great trip out. Adios!" – "Thank you."
Nachdem uns der Park-Ranger an der Einfahrt ein großartiges Erlebnis versprochen hat, geht’s mit dem Shuttlebus mitten hinein in das autofreie Reservat. Unsere Augen schweifen nach links, denn da drüben muss sie irgendwo sein, die schneeweiße Nordwand des Bergriesen. Zu sehen ist allerdings nur eine dunkelgraue Wolkenwand. Bei einer kurzen Rast treffen wir andere deutsche Denali-Touristen, die schon wieder auf dem Rückweg sind, und wir wollen wissen, ob es ihnen besser ergangen ist:
[O-Töne Touristen:]
"Wir haben die Spitze von ihm gesehen auf der Fahrt hier raus, aber das war’s dann auch."
"Es is' schade, aber wir haben so viel Tiere gesehen, und die machen das lange wett."
Viele Tiere sehen auch wir auf unserer Weiterfahrt: einen einsamen Wolf und zwei Elche, direkt neben der Straße, eine Grizzly-Familie kreuzt den Weg, auch eine Karibu-Herde. Aber von Mount McKinley keine Spur. Und eine Statistik im Besucherzentrum Eielson macht wenig Hoffnung: Im langjährigen Mittel ist der Berg während der Sommermonate nur an acht (!) Tagen gänzlich frei von Wolken. Aber es gibt ihn wirklich, versichert uns eine Praktikantin der Parkverwaltung, sie habe ihn mit eigenen Augen gesehen:
"Yes, I have, yeah ...
Nicht jeden Tag, sagt die junge Kanadierin Magali. Ich bin seit vier Wochen hier. Wollt ihr wissen, wie oft ich ihn gesehen habe? Etwa fünfzehn mal. Das ist gut! Zum letzten Mal vor drei Tagen, und es war schön. Er ist da, genau da drüben. Wenn ihr ihn nicht seht, müsst ihr ein Gefühl dafür entwickeln, dann könnt ihr ihn euch vorstellen.
... just imagine it."
Abends auf dem Campingplatz am Wonder Lake gibt Rangerin Jamie Cleaver eine kleine Einführung in die Geschichte des Nationalparks. Dabei erfahren wir auch, dass Mount McKinley in Alaska offiziell umbenannt wurde in Mount Denali – so wie er schon immer bei den Athabaska-Indianern hieß. Doch es gibt einen Namensstreit.
[O-Ton Jamie Cleaver:]
"First of all, Mount McKinley …
Mount McKinley ist der bundesweite Name für den Berg, erklärt sie uns, in Alaska heißt er Denali. Die Namensänderung wurde beim Kongress in Washington beantragt, aber da gibt es Wiederstände, vor allem von Senatoren aus Ohio, dem Heimatstaat von Präsident McKinley. Für die US-Regierung heißt er weiterhin Mount McKinley. Deshalb nennen wir ihn mal so und mal so.
… so we use it interchangeable."
Ob nun McKinley oder Denali, für uns ist er bisher nur ein Phantom. Auch am nächsten Tag kein anderes Bild. Erst im Laufe des übernächsten tut sich eine Wolkenlücke auf und gibt einen Teil des Sechstausenders frei. Später wird die Lücke größer und größer. Die Enthüllung des höchsten Gipfels Nordamerikas, wir dürfen sie doch noch erleben:
[O-Ton Touristin:]
"Es waren 'n paar wenige Wolken da, nur so ganz auf der Spitze, und die zogen dann auch weg. Also, abends konnte man ihn wirklich sehen, schneebedeckt, gletscherbedeckt, es war schon großartig."
Geduld wird eben häufig belohnt. Diese Erfahrung lehrt uns der Berg auch gut zwei Wochen später außerhalb des Parks, in Talkeetna. Da starten wir noch mal einen Versuch von der Südseite. Und tatsächlich: nach einem Tag des Wartens lässt Mount McKinley plötzlich alle Hüllen fallen. Eine schneeweiße Pyramide vor strahlend blauem Himmel. Sie beschert uns ein weiteres großartiges Erlebnis, so wie es der Park-Ranger anfangs versprochen hat.
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Video:
"Ich glaub' mich knutscht ein Elch!" – Elche an der Denali Park Road
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