Alaska 3

VALDEZ
- Kanuslalom um Eisschollen

Gletscher (wen wundert's?) gibt es zuhauf in Alaska. Hunderte, vielleicht sogar Tausende. Kleine, mittlere und große. Zu den größten zählt der Columbia-Gletscher in den Chugach Mountains, unweit der Hafenstadt Valdez. Der Eisriese mit einer Oberfläche von mehr als 1.100 Quadratkilometern (Stand 2010, Tendenz fallend) gehört zu den so genannten Gezeiten-Gletschern, denn er streckt seine Zunge in eine Meeresbucht des Prince William Sound hinein. Mit dem ständigen Wechsel von Ebbe und Flut werden Teile der Gletscherfront ausgeschwemmt und treiben in die Bucht hinein. Unzählige Eisschollen schwimmen dort herum und bilden das Ensemble für ein Naturschauspiel, dessen Dramatik durch den Klimawandel noch zugenommen hat. Wer es hautnah erleben will, tut dies am besten vom Paddelboot aus. In Valdez werden geführte Touren angeboten zu einer Art Kanuslalom um Eisschollen herum.

Reportage (Radio hr4, 05.03.2011; rbb-INFOradio, 02.06.2011):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

"So today we're all gonna using the same paddle ..."

Tourguide Sam Owen gibt noch letzte Anweisungen, wie wir das Paddel halten sollen, wenn es nachher ernst wird. Aber so weit sind wir noch nicht. Erst einmal besteigen wir ein Motorboot, das uns hinaus zur Columbia Bay bringt.

[Geräusch: Motorboot]

Rund anderthalb Stunden dauert die Fahrt durch den Meeresfjord, der Valdez vom eigentlichen Prince William Sound trennt. Unterwegs beobachten wir Seelöwen, die lässig auf einer Boje liegen. Als wir uns der Columbia Bay nähern, begegnen uns die ersten Eisschollen, und bald wird das Treibeis so dicht, dass für das Motorboot kein Durchkommen mehr ist. Wir steigen in die mitgebrachten Kajaks um, und Sam erklärt uns, wo das viele Eis herkommt:

[O-Ton Sam Owen:]
"First of all, Columbia Glacier ...
Erstens mal ist der Columbia-Gletscher der größte Gezeiten-Gletscher im Prince William Sound, außerdem schmilzt er am schnellsten von allen. Nachdem, was ich zuletzt gehört habe, brechen dreizehn Meter Eis pro Tag ab, manche sprechen sogar von gut dreißig Metern. Und die Front ist acht Kilometer breit. Dann versteht man, warum so viel Eis im Wasser schwimmt. Und das geschieht jeden Tag.
… happens every single day."

Motorboot als Kanu-Taxi
Seelöwen im Valdez Arm
Paddel-Guide Sam Owen

Obwohl er häufig hierher kommt, ist es für Sam gar nicht so einfach, den richtigen Kurs durch das Eislabyrinth zu finden.

[O-Ton Sam Owen:]
"Basically, what’s happening …
Was gerade passiert, all diese Eisschollen werden vom Meeresgrund aufgeschwemmt und geraten in Bewegung. Das wiederholt sich jeden Tag aufs Neue. Da muss man wirklich vorsichtig sein. Wenn man sich zu weit hineinwagt, kann es passieren, dass später der Rückweg versperrt ist. Dann muss man einen neuen Weg suchen, das kann manchmal lange dauern.
… sometimes it takes a while."

Gemütlich lassen wir die Kajaks durch das eiskalte Wasser gleiten. Über uns ein stahlblauer Himmel, die Eisschollen glitzern im hellen Sonnenschein. Alaska präsentiert sich von seiner allerschönsten Seite.

[O-Töne Paddler:]
"Ja, super, sehr schön."
"It’s lovely, it’s beautiful."

Der Columbia-Gletscher selbst ist noch meilenweit entfernt und aus unserer Perspektive kaum zu erkennen. Erst als wir eine Paddelpause einlegen und eine der seitlichen Moränen besteigen, können wir ihn sehen. Und es raubt uns fast den Atem:

Gemütlich durchs eiskalte Wasser
Paddelpause auf der Moräne
US-Wappentier Weißkopfseeadler

[Atmo Paddler:]
"Boah, amazing!"

Nach der Pause will Sam uns noch Bären zeigen, die am Ufer der Bucht auf Lachsfang gehen. Zwei Stunden lang paddeln wir die Küste entlang, aber Meister Petz lässt sich nicht blicken. Dafür entdecken wir das Wappentier der USA, den Weißkopfseeadler. Auch er hat Appetit auf frischen Fisch. Erst am späten Nachmittag bringt uns das Motorboot wieder nach Valdez zurück. Ein wunderbares Erlebnis, da sind sich alle Paddeltour-Teilnehmer einig, und gar nicht mal sooo anstrengend.

[O-Ton Paddlerin:]
"In the beginning I got a backache but then we got out of the boat and then I’m fine now, just a little stretching of the legs."

Ihr tat nur zu Anfang der Rücken weh und jetzt muss sie die Beine ein bisschen strecken. Sonst fühlt sie sich gut. Wir alle werden morgen wahrscheinlich einen kleinen Muskelkater haben, aber das war es allemal wert!

 

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Hier geht's weiter zum Kupferrausch und der Reportage Alaska 4.