Australiens Süden 4

TASMANIEN
- das etwas andere Australien

Ihren prominentesten Bewohner, den Tasmanischen Teufel, kennt fast jeder. Er ist berühmt-berüchtigt. Aber seine Heimat, die Insel Tasmanien, gilt nach wie vor als Geheimtipp. Sie liegt rund 300 Kilometer südlich des australischen Festlands, ist mehr als dreimal so groß wie Hessen und dennoch der bei weitem kleinste Bundesstaat Australiens. Nicht mal eine halbe Million Menschen leben dort.
Benannt ist Tasmanien nach dem holländischen Seefahrer Abel Tasman, der die Insel 1642 entdeckte. In Besitz genommen wurde sie erst ab 1803 von den Briten. Die gründeten eine Sträflingskolonie und machten mit den Ureinwohnern kurzen Prozess. Im Gegensatz zum Festland hat in Tasmanien kein Aboriginal die europäische Besiedelung überlebt.
Auf dem Eiland ist vieles anders. In der Abgeschiedenheit entwickelte sich eine ganz eigene Fauna und Flora. Das hängt mit dem feuchteren Klima zusammen. Regenschauer sind in Tasmanien keine Seltenheit, aber erfahrene Australien-Reisende wissen das zu schätzen.

Bildergalerie siehe "Alle Reportagen - Tasmanien"

Reportage (Radio hr4, 28.04.2007; rbb-INFOradio, 19.05.2007):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

[O-Ton Touristin:]
"Es ist viel grüner und viel kühler. Und es hat wesentlich mehr Wasser und durch die Nähe zum Südpol ist der Himmel wirklich viel blauer. Die Tasmanier sprechen von 'Tasman blue'. Und das Wasser kann man aus fast jedem Fluss trinken, es ist ganz klar, und die Luft ist viel sauberer."

Verglichen wird Tasmanien deshalb gerne mit Irland oder Neuseeland. Auf den saftigen Weiden grasen Kühe und Schafe. Auf den Feldern gedeihen Obst und Wein. Weite Teile der Insel sind bewaldet. Die Eukalyptusbäume werden bis zu 100 Meter hoch.

[O-Ton Tourist:]
"Für mich speziell am interessantesten nach wie vor: die Regenwälder. Das ist wie tauchen. Ich tauche auch, und man taucht in 'ne ganz andere Welt ab. Plötzlich ganz andere Tiergeräusche, ganz andere Tiere zu sehen, die hohen Farne und das Dickicht und plötzlich die brechenden Sonnenstrahlen, die da durchkommen und dieses Unberührte. Man fühlt sich teilweise, als wär' man der erste, der da durchgeht."

[Geräusch: Gebrüll des Tasmanischen Teufels]

So hört man auch immer wieder das Gebrüll des Tasmanischen Teufels. Schon die ersten britischen Siedler versetzte er damit in Angst und Schrecken. Dabei ist das Wahrzeichen der Insel nicht viel größer als eine Katze und trotz seines aggressiven Gehabes für den Menschen normalerweise völlig ungefährlich. Er ernährt sich von Aas, und weil er meist nachts auf Nahrungssuche geht, bekommt man ihn in freier Natur selten zu sehen. Dafür ist er der unumschränkte Star in sämtlichen Zoos von Tasmanien.

Klares Wasser und klare Luft am Lake Pedder
Bis zu 100 m hohe Eukalyptusbäume
Bruce Englefield mit Tasmanischem Teufel

[O-Ton Bruce Englefield:]
"He's got jaws like a crocodile ...
Er hat Kiefer, so stark wie ein Krokodil, schwärmt Bruce Englefield von der Nature World bei Bicheno, sein Gesicht ähnelt dem einer Katze, mit Schnurrhaaren, die Körperform erinnert ein bisschen an ein Schwein. Er hat Ohren und Augen wie ein Hund, ein Fell wie ein Waschbär oder ein Biber. Seine Hinterläufe sind so kräftig wie die eines Kängurus, und mit den Vorderfüßen greift er seine Nahrung wie ein Eichhörnchen. Er kann auf Bäume klettern wie ein Possum, er kann besser schwimmen als jeder Hund. Er ist eine faszinierende kleine Kreatur.
... is an amazing little creature."

Eine rätselhafte Tierseuche gefährdet allerdings sein Überleben. Dem tierischen Ureinwohner droht das gleiche Schicksal wie den menschlichen. Die tasmanischen Aboriginals wurden von den ersten Europäern systematisch ausgerottet. Ein tragisches Kapitel in der Geschichte der Insel. Die heutigen Bewohner sind dagegen friedfertig und äußerst gelassen. Ihr Temperament wird oft mit dem der Schweizer verglichen.

[O-Ton Touristin:]
"Die Australier sind ja so 'n bisschen bedächtig und bloß nichts übereilen! Und die Tasmanier sind noch langsamer. Was jetzt nicht heißt, dass die dumm sind, sondern einfach, dass die sagen, joh, ich hab' ja Zeit."

Tasmanier haben die Ruhe weg
Ehem. Sträflingskolonie Port Arthur
Rundgang durch Port Arthur mit Wendy Fowler

Viele haben zumindest einen Ahn, der im 19. Jahrhundert als Sträfling auf die Insel kam, und sind fast ein bisschen stolz darauf. In Port Arthur führt Wendy Fowler Besucher durch das ehemalige Gefängnis. Es war das größte in ganz Australien mit den härtesten Haftbedingungen. Auch Wendy selbst weiß von einem Vorfahren, der wegen Urkundenfälschung aus Schottland deportiert wurde. Allerdings blieb Port Arthur ihm erspart.

[O-Ton Wendy Fowler:]
"My convict ancestor was assigned ...
Mein Vorfahr wurde zu einem Großgrundbesitzer außerhalb von Launceston überstellt, denn er konnte lesen und schreiben. Er fügte sich gut in das System ein und hatte keine schlechte Zeit in Tasmanien, weil er lesen und schreiben konnte.
... able to read and write."

Nach ihrer Haftentlassung blieben die meisten Sträflinge auf der Insel und gründeten eine neue Existenz. So wurde die Verurteilung und Deportation im Nachhinein für manche zum Glücksfall. Denn im Vergleich zu den britischen Arbeiterstädten, aus denen sie kamen, war und ist Tasmanien ein kleines Paradies.

 

__________________________________________________

Hier geht's zur ausführlichen Reportage für Radio hr-iNFO über Tasmanien.

Hier geht's zurück zum Start.