Costa Rica 2

HÄNGEPARTIE
- Baumwipfel-Tour im Nebelwald von Monteverde

Obwohl Costa Rica ein kleines Land ist, wartet es mit den unterschiedlichsten Vegetationszonen auf – vom tropischen Trockenwald im Nordwesten über den tropischen Regenwald im Südosten bis hin zum Bergnebelwald an den Hängen der Kordilleren. Um letzteren zu schützen, wurde der Nationalpark Monteverde gegründet. Er umfasst einen Höhenstreifen zwischen 1.400 und 1.700 Meter. In Europa wäre diese Lage im Winter ideal zum Skilaufen, im tropischen Costa Rica herrscht statt Weiß ganzjährig üppiges Grün vor. Die Feuchtigkeit der nebelartigen Wolken, die vom pazifischen Wind hereingedrückt und an den Berghängen aufgestaut werden, macht es möglich.
Die reiche Flora und Fauna können Besucher auf angelegten Wanderpfaden erleben oder – noch besser – von Hängebrücken aus, quasi frei schwebend, in Höhe der Baumwipfel. Zwei solcher "Skywalks" gibt es am Monteverde. Einer davon ist im privaten Schutzgebiet Selvatura am Rande des Nationalparks. Da wird das Naturerlebnis Nebelwald zur echten Hängepartie.

Reportage (Radio hr4, 04.02.2012; 16.01.2022):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

[Musik: "Über sieben Brücken musst du gehen" von Peter Maffay]

Peter Maffay hat sich offenbar verzählt, denn der Baumwipfel-Parcours im Selvatura Park führt nicht über sieben, sondern über acht Hängebrücken aus Stahl. Bis zu 150 Meter sind sie lang, eigentlich stabil und sicher, aber trotzdem leicht schwankend im Wind:

[O-Ton Touristin:]
"Angenehm, schön. Man muss natürlich das Gleichgewicht finden und austarieren, aber es ist ein schönes Gefühl."

Die Idee zum "Skywalk" kam ursprünglich von Biologen. Sie spannten zuerst Drahtseile von Baumkrone zu Baumkrone, bauten dann Brücken über Täler und Schluchten, denn das Leben in einem Nebelwald spielt sich hauptsächlich in den oberen Schichten ab. Unser Reiseleiter und Hobby-Biologe Fritz Fucik kennt einen einfachen Grund dafür:

[O-Ton Fritz Fucik:]
"Weil hier mehr Licht vorhanden ist. In einem gesunden Regenwald, in einem gesunden Primärwald, kommt sehr, sehr wenig Licht bis zum Boden – ungefähr nur sieben Prozent. Das hat zur Folge, dass weniger Pflanzenwuchs unten ist, die Pflanzen werden zu Aufsitzern, suchen das Licht, und wo die Pflanzen sind, gibt's dann Früchte, gibt's Blüten, gibt's Insekten, gibt’s Nahrung."

Allein Hunderte von Vogelarten sind in der Selvatura heimisch, Schmetterlinge, Amphibien, auch Reptilien halten sich in den Bäumen auf. Viele davon sind allerdings nachaktiv und zeigen sich nicht. Den Besuchern gefällt es trotzdem.

[O-Töne Touristen:]
"Das ist schon grandios, wenn man da 30 Meter über dem Urwald steht, also in den Baumkronen, und sieht dann die Farne von oben, also die Farnbäume, das ist ja schon gigantisch. Und der Geruch vor allen Dingen – der Wald riecht, das ist schon eigenartig, aber auch faszinierend."
"Es gibt auch viele Blumen, eine Raupe hab' ich schon gesehen, eine sehr schöne, aber die Tiere kommen vielleicht noch."
"Ich finde es hier traumhaft schön, ich brauch' noch nicht mal die Tiere, aber ich warte immer darauf, dass ich irgendwann mal auf dem Baum eine Schlange sehe."

Gang über die Hängebrücken
Es gibt auch Blumen
Kolibri, angelockt von Zuckerwasser

[Musik: "Manchmal greift man nach der ganzen Welt, manchmal meint man, dass der Glücksstern fällt…"]

Kein Glück mit der Tierwelt, denn auch Schlangen lassen sich nicht blicken bei unserem Rundgang. Erst als wir über alle acht Brücken gegangen sind, wartet noch ein Highlight auf uns. Am Ausgang des Parks werden Kolibris mit Zuckerwasser angefüttert. Dort herrscht ein buntes Flattern und Schwirren:

[O-Ton Fritz Fucik:]
"Über 60 Flügelschläge in der Sekunde. Das muss man sich mal vorstellen, haben dadurch natürlich einen enormen Energiebedarf, einen sehr hohen Stoffwechsel, eine sehr hohe Herzfrequenz und werden dadurch nicht alt. Zwei, drei Jahre, dann ist so ein intensives Kolibri-Leben aus."

Dass sich nur die Kolibris so bereitwillig zeigen, führt unser Reiseleiter auch auf das Wetter zurück. An diesem Tag gibt es im Bergnebelwald nämlich mehr Sonnenschein als Nebel, und daran sind die Tiere nicht gewöhnt. Aber wir werden ja noch viele Nationalparks in Costa Rica besuchen. Und die Hoffnung – das lehrt uns auch Peter Maffay – soll man nie aufgeben.

[Musik: "...sieben mal wirst du die Asche sein, aber einmal auch der helle Schein."]

 

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CANOPY
- einmal wie Tarzan fühlen

Tarzan, der Dschungelheld, wer kennt ihn nicht? Von Liane zu Liane schwang er sich, um im Urwald schneller voranzukommen. Ihn nahmen sich die Naturforscher in Costa Rica zum Vorbild, als sie das Canopy erfanden. Sie spannten (wie oben erwähnt) Drahtseile von Baumriese zu Baumriese, klinkten sich ein und sausten in Sekundenschnelle talwärts.
Daraus hat sich längst ein Freizeitsport entwickelt. Canopy-Touren werden vielerorts in Costa Rica angeboten, auch im Monteverde-Gebiet. Wer unter Höhenangst leidet, sollte zwar besser die Finger davon lassen, aber für alle anderen ist es ein spaßiges Abenteuer und kann im wahrsten Sinne des Wortes ein Höhepunkt der Costa-Rica-Reise werden.

           

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Video:
Drahtseilakt - Canopy mit Xtreme Tours bei Quepos an der Pazifikküste

 

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