PRÄHISTORISCHE MALEREI
- die San-Zeichnungen am Giant's Castle

In den Drakensbergen lebte über Jahrtausende das Volk der Buschmänner – oder politsch korrekt: der "San". Erst im 19. Jahrhundert wurden sie von dort vertrieben. Viele von ihnen waren offenbar künstlerisch begabt und hinterließen Felszeichnungen, die Aufschluss über ihre Lebensweise geben. Rund 500.000 sollen es in der Region insgesamt sein. Mit am besten erhalten sind die prähistorischen San-Malereien in einer Höhle am Giant's Castle. Diese "Burg des Riesen" ist neben dem Amphitheater ein weiterer markanter Zacken des Drachen. Benannt wurde sie von einem Oberstleutnant der britischen Kolonialtruppen, der sich bei ihrem Anblick an die heimatliche Burg von Edinburgh erinnert fühlte. Die Höhle ist nach einer kurzen Wanderung bequem zu erreichen. Dort gibt es Führungen, bei denen die Felszeichnungen erklärt werden und man auch sonst einiges über die Kultur der San erfährt, zum Beispiel über ihre Sprache.

Reportage (Radio hr4, 13.10.2012; hr1, 14.04.2013):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

[San-Klicklaute]

Höhlenführerin Mlaba gibt eine Demonstration der Klicklaute, wie sie für die San typisch sind. Sie selbst gehört zwar dem Volk der Zulu an, die heute in der Region leben, aber auch denen sind Klicklaute geläufig. Mlaba ist übrigens ein Pseudonym, denn ihren richtigen Namen kann nur sie selbst aussprechen:

[O-Ton Mlaba sagt: "Thandekaximba"]

Die San waren Jäger und Sammler, nur rund 1,50 Meter groß, und ursprünglich gingen sie splitternackt. Eine mit Puppen nachgestellte Szene in der Höhle am Giant's Castle zeigt sie in ihrer letzten Phase, bevor sie die Drakensberge verließen:

[O-Ton Mlaba:]
"The man, he wore the…
Der Mann trägt die Weste eines britischen Soldaten, nachdem sie begonnen haben Handel zu treiben. Die Frau bereitet das Essen. Vor ihr stehen mehrere Kalebassen. Die bekam sie von anderen schwarzen Frauen.
…from the black females."

Der San mit der Weste ist in der Szene so dargestellt, als würde er gerade eine Zeichnung in den Fels ritzen. Mlaba erklärt uns die verschiedenen Techniken:

Thandekaximba alias Mlaba
San-Zeichnungen aus Ocker und Tierblut
Blick auf Giant's Castle

[O-Ton Mlaba:]
"Sticks, fingers, half antelope…
Sie benutzten Stöcke, Finger, eine Art Pinsel aus den Schwanzhaaren von Antilopen und Straußenfedern. Ihre Farben bestanden aus Ocker, daraus gewannen sie Gelb und Rot. Damit rieben die Frauen auch ihre Haut ein, als Sonnenschutzmittel. Sie benutzten auch Holzkohle, ein weißes Puder, vermischt mit Wasser, Straußenei und einer Flüssigkeit, vielleicht Tierblut oder menschlicher Urin, außerdem benutzten sie den Saft von Beeren.
…took berries of the trees."

Viele der Zeichnungen sind längst verblasst, oder sie wurden im Laufe der Jahrhunderte mehrfach übermalt. Einige aber sind noch deutlich zu erkennen. Sie zeigen oft Jagdszenen. Sehr vereinfacht dargestellte Menschen mit Speeren oder Pfeil und Bogen. Dazu überraschend präzise gezeichnete Tiere. Dabei taucht immer wieder die Elenantilope auf. Ihr Fleisch sicherte nicht nur das Überleben der San, sie hatte auch eine mystische Bedeutung:

[O-Ton Mlaba:]
"When the boy kill it…
Wenn ein junger Jäger sie tötet, so der Glaube, geht ihr Geist auf ihn über. Auf diesem Felsen sehen Sie oben eine weitere Elenantilope, darunter Menschen, die sich an den Händen halten und vielleicht in Trance tanzen.
…they do the trance dance."

Heute leben noch rund 100.000 San in Südafrikas nördlicher Kap-Provinz, in Namibia und Botswana. Die meisten arbeiten auf Farmen und haben ihre traditionelle Lebensweise aufgegeben. Aber ihre ungewöhnliche Sprache voller Klicklaute, die sprechen sie auch heute noch.

[San-Klicklaute]

 

__________________________________________________

Hier geht's weiter zum Didima Camp und der Reportage Drakensberge 4.