Essen 2

NATUR IN ESSEN
- auf dem Sonnendeck über den Baldeneysee

Wen es nach dem Besuch des Industriedenkmals Zeche Zollverein mit viel Stahl, Beton und Kohlenstaub mehr zur Natur hinzieht, der kommt auch da in Essen voll auf seine Kosten. Denn – wie eingangs erwähnt – hat die Ruhrmetropole viel Grün zu bieten. Vor allem im Süden, am Baldeneysee, der fast rundum von Wald umgeben ist.
Der größte Stausee der Ruhr ist nahezu acht Kilometer lang und wurde 1932 angelegt, als Absatzbecken für Schwebstoffe. Durch die geringere Fließgeschwindigkeit konnten sich Sedimente ablagern, das Wasser wurde auf natürliche Weise gereinigt. Inzwischen haben Kläranlagen diese Aufgabe weitgehend übernommen. Heutzutage dienen der See und seine Umgebung hauptsächlich als Naherholungsgebiet. Ausflugsboote wie die "Stadt Essen" laden von Anfang April bis Anfang Oktober zu Rundfahrten ein. Auf dem Sonnendeck können Einheimische wie Besucher die Natur genießen und sich fernab der Großstadt fühlen.

Reportage (Radio hr4, 02.01.2010):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

[Atmo: Schiffssirene]

Ein kräftiges Tuten und die "Stadt Essen" sticht in See. Von der Anlegestelle im Stadtteil Kupferdreh geht es in westlicher Richtung bis zur Staumauer bei Essen-Werden und dann wieder zurück. Um uns herum wimmelt es von Segelbooten, auch viele Ruderer sind unterwegs. Doch auf unserem Ausflugsdampfer überholen wir sie alle.

[O-Ton Marco Schwedt:]
"Wir haben hier eine Deutz-Maschine drin mit acht Zylindern, elf Liter Hubraum, eine Dieselmaschine. Die hat nur 167 PS, reicht aber allemal, um hier auf'm Wasser unsere 300 Personen zu befördern."

Kapitän Marco Schwedt schippert schon seit Jahren über den Baldeneysee, aber er zeigt keine Ermüdungserscheinungen. Im Gegenteil, sein Job bereitet ihm, wie er sagt, einen Riesenspaß. Vor allem wegen der meist netten Passagiere.

[O-Ton Marco Schwedt:]
"Hier fällt auch ganz, ganz selten mal ein böses Wort – Ausnahmen gibt’s immer mal – aber ansonsten sind die Leute hier so was von freundlich und glücklich. Und das mitten im Ruhrgebiet, wo doch früher so viel Kohle war."

Wassersport aller Art
Baldeney-"Kapitän" Marco Schwedt
Zeche Carl Funke

Dass hier viel Kohle war, ist allerdings auch auf unserer Bootstour unübersehbar. Am Nordrand des Sees ragt ein alter Förderturm aus dem Wald heraus.

[O-Ton Marco Schwedt:]
"Das ist der Förderturm der Zeche Carl Funke. Die war in Betrieb bis Anfang der 70er Jahre, und dort wurde Magerkohle gefördert. Jetzt nicht Magerkohle, weil da so magere Leute gearbeitet haben, sondern der Fettgehalt der Kohle war ziemlich mager."

Unweit der Zeche machen wir Station am Schloss Baldeney. Das alte Gemäuer, das von hohen Bäumen fast verdeckt wird, stammt aus dem 13. Jahrhundert und hat dem Stausee seinen Namen gegeben.

[O-Ton Marco Schwedt:]
Momentan wird da ein Käufer gesucht. Also, sollten Sie genug auf dem Konto haben, können Sie das erwerben. Den Preis weiß ich nicht, ist aber sehr, sehr schön gelegen, und dann können Sie auch sagen, Sie haben den größten Swimming-pool – das ist dann der Baldeneysee."

Schloss Baldeney
Seaside Beach Club
Passagiere auf dem Sonnendeck

Weiter geht die Fahrt am Strandbad des Seaside Beach Clubs vorbei in Richtung Regattastrecke. Hier liefern sich Ruderer und Kanuten regelmäßig Wettkämpfe. Heute aber sitzen auf der Tribüne nur ein paar müde Spaziergänger und winken uns zu. Ja, wir sind schon ein wenig zu beneiden, das finden auch die anderen Passagiere auf dem Sonnendeck.

[O-Töne Passagiere:]
"Ich lauf' hier eigentlich immer um den See, und jetzt von dem See mal die andere Seite zu sehen, das ist schon sehr interessant."
"Das Wetter ist optimal dafür, also wirklich schön. Als Kind hab' ich diese Fahrt mal gemacht hier, und jetzt wollt' ich mal meinen Kindern zeigen, wie es ist, über den Baldeneysee zu fahren."
"Mir gefällt es auch sehr gut. Ich komme nicht aus Essen – aus Herford. Also, ich muss sagen, das Ruhrgebiet: sehr schön!"

Von der Regattastrecke sind es nur noch wenige Meter bis zum Stauwehr, der Wendemarke unserer Rundfahrt. Eigentlich wollten wir hier aussteigen und die ehemalige Krupp-Villa oberhalb des Sees besichtigen. Aber spontan entscheiden wir uns um und fahren mit zurück nach Kupferdreh. Die Villa Hügel läuft nicht weg, aber ob das Wetter morgen noch so schön ist – wer weiß das schon?

[Atmo: Schiffssirene]

 

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Hier geht's weiter zur Villa Hügel und der Reportage Essen 3.