Tour de Franken 4

KONZERTE, KURFÜRST, KETTENSCHLEPPER
- dritte Etappe: von Miltenberg nach Aschaffenburg

Hinter Miltenberg ändert sich die Landschaft. Die Berge links und rechts des Mains werden flacher, der Verlauf des Flusses gerader. Hier setzen wir zum Endspurt unserer "Tour de Franken" an. Die dritte und letzte Etappe nach Aschaffenburg ist nur noch gut 40 Kilometer lang. Drum muss man gar nicht spurten, im Gegenteil: Eile mit Weile ist angesagt. Denn auch auf der Zielgeraden unserer Fahrradtour gibt es viele gute Gelegenheiten für den einen oder anderen Boxenstopp. Zum Beispiel das Schloss Löwenstein in Kleinheubach, das für Konzert-Events bekannt ist. Oder das Schifffahrtsmuseum in Wörth, wo man unter anderem das Modell eines so genannten Kettenschleppers bewundern kann. Und last but not least das Schloss Johannisburg in Aschaffenburg, die ehemalige Sommerresidenz der Mainzer Kurfürsten.

Reportage (Radio hr4, 25.07.2009):

Das Regenwetter hat sich wieder verzogen. Am Morgen strahlt über Miltenberg die Sonne. Am Mainufer liegen die Ausflugsdampfer abfahrbereit.

Also schwingen auch wir uns aufs Rad und starten Richtung Kleinheubach. Dort, im Schloss Löwenstein, lebt die gleichnamige fürstliche Familie. Übers Jahr verteilt, lädt sie immer wieder zu kulturellen Veranstaltungen im barocken Ambiente: Theater, Comedy und Konzerte mit erstklassigen Künstlern. Sogar der britische Popstar Elton John ist schon in Kleinheubach aufgetreten.

[Musik: "Candle In The Wind" von Elton John]

Im repräsentativen Marmorsaal des Schlosses finden zudem regelmäßig klassische Konzert-Events statt, erzählt uns der Hausherr, Prinz Hubertus.

[zum Anhören klicken: O-Ton Hubertus zu Löwenstein]

"Wir veranstalten selber ein Konzert, vom Hause Löwenstein aus, wobei wir in München Musiker haben, die darauf spezialisiert sind, aus verschiedenen Fürstenhäusern oder ehemaligen regierenden Häusern Komponisten zu finden, die dort gearbeitet haben, deren Stücke weltweit ausfindig zu machen und dann an den alten Höfen sozusagen wieder aufzuführen."

Ausflugsdampfer abfahrbereit
Schloss Löwenstein in Kleinheubach
Prinz Hubertus zu Löwenstein

Da müssen wir wohl noch mal wiederkommen. Jetzt aber radeln wir weiter nach Wörth. Dort werden wir von einem Konzert ganz anderer Art empfangen.

[Atmo: Schiffswerft]

Das Hämmern dringt von der Werft in Erlenbach herüber. Jahrhunderte lang aber wurden auch in Wörth selbst Binnenschiffe gebaut. Davon zeugt das Schiffahrts- und Schiffbaumuseum in einer ehemaligen Kirche. Hier lernen wir alles über die Geschichte der Mainschifffahrt. Museumsführer Wolf-Rüdiger Kramer zeigt uns zahlreiche Modelle. Besonders angetan hat es ihm der Kettenschlepper aus dem 19. Jahrhundert, im Volksmund die "Mainkuh" genannt:

[zum Anhören klicken: O-Ton Wolf-Rüdiger Kramer]

"Es war eine Kette verlegt auf dem Maingrund zwischen Bamberg und der Mainmündung, und ein Schiff hat diese Kette aufgenommen, über das Deck geführt, über ein Spulwerk, und in das Wasser gelassen, und an dieser Kette hat sich dieses Schiff den Main emporgezogen, und im Schlepptau hat es dann sechs, acht Lastkähne gezogen."

Mit eigener Muskelkraft bestreiten wir die letzten Radkilometer zum Zielort Aschaffenburg. Von der Mainbrücke aus sehen wir schon das gewaltige Renaissance-Schloss Johannisburg. Es diente einstmals den Mainzer Kurfürsten und Erzbischöfen als Sommerresidenz, erklärt uns die Schlossführerin Christine Fröhlich:

Werft in Erlenbach
Kettenschlepper "Mainkuh"
Kurfürstliches Schloss in Aschaffenburg

"Die Mainzer hatten einen sehr reichen Hof, einen der reichsten Höfe in Europa. Man sprach Französisch hier im Hause. Ich stell’ mir das immer sehr lustig vor, wenn die Mainzer Hofbeamten hier mit ihrem Dialekt auch Französisch gesprochen haben."

Originaltöne aus dieser Zeit sind leider nicht überliefert, dafür die große Kunstsammlung, die die Mainzer zusammengetragen haben.

[O-Ton Christine Fröhlich:]
"Man hat sich seine Räumlichkeiten schön ausgestattet, man hat sich’s was kosten lassen, man wollte ja auch repräsentativ wohnen, ja und da ist ein bisschen Geld hineingeflossen. Es sind vor allem auch schöne Stillleben hier."

[zum Anhören klicken: Atmo Glockenspiel]

Das Glockenspiel der Turmuhr von Schloss Johannisburg läutet das Ende unserer "Tour de Franken" ein. Mit einer fürstbischöflichen Residenz hat sie begonnen und mit einer fürstbischöflichen Residenz klingt sie nun aus.

 

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