Die Großen Seen 2
TAUCHSTATION
- der Unterwasser-Nationalpark am Huronsee
Die Großen Seen bieten natürlich alle erdenklichen Möglichkeiten, um Wassersport zu treiben – sowohl auf als auch unter der Oberfläche. Ein Eldorado für Taucher und Schnorchler ist der "Fathom Five National Marine Park" bei Tobermory am Huronsee. Dort liegen 26 versunkene Schiffe, viele von ihnen nur wenige Meter tief. Eine Tauch- bzw. Schnorcheltour wird so zur Entdeckungsreise in vergangene Zeiten, als die Schifffahrt auf den Großen Seen noch ein echtes Abenteuer war.
Reportage (Radio hr3, 21.04.2002):
[Atmo: Schiffsmotor]
An Bord eines kleinen Kutters verlassen wir den Hafen von Tobermory. Der Huronsee liegt still und ruhig. Kaum vorstellbar, dass hier reihenweise Schiffe gesunken sein sollen. Aber Paul, unser Kapitän, weiß von heftigen Stürmen zu erzählen, die vor allem im Herbst über den See fegen. Eines der Schiffe, die es erwischt hat, war die "Sweepstakes", ein Zweimastschoner, gesunken 1885.
[O-Ton Bootskapitän Paul:]
"'The Sweepstakes' ran in ...
Die "Sweepstakes" krachte gegen einen Felsen auf Cove Island, eine der vorgelagerten Inseln. Dann schleppten sie sie in die kleine Bucht von Big Tub Harbor, weil sie dachten, sie könnten sie reparieren. Aber stattdessen ging sie unter. Dann brachten sie die ganze Ausrüstung in Sicherheit – auch die Masten und die Takelage. Nur den nackten Rumpf ließen sie zurück. Und da liegt sie noch – wie vor mehr als 100 Jahren.
... over 100 years ago."
Als wir die kleine Bucht erreicht haben, wirft Paul den Anker aus. Der Rest der Mannschaft legt die Tauch- oder Schnorchelausrüstung an. Und dann geht einer nach dem andern freiwillig über Bord.
[Atmo: Taucher lässt sich ins Wasser fallen]
Die "Sweepstakes" liegt rund 50 Meter weiter, nur drei Meter unter der Wasseroberfläche. Als das Wrack plötzlich unter uns erscheint, geht eine seltsame Faszination von ihm aus. Jens aus Frankfurt beschreibt es hinterher so:
[O-Ton Tourist:]
"Zu Beginn fand ich's ein bisschen gruselig, weil, du schwimmst und siehst nur Wasser. Erst wenn du 50 Zentimeter vor dem Schiff bist, dann siehst du es. Und es ist ein sehr großes Schiff, und es ist plötzlich ganz direkt vor dir und nur so teilweise 'n Meter unter dir. Also aufregend, aber natürlich auch sehr schön."
Ein Wunder, dass bei den 26 Havarien nur ein einziges Todesopfer zu beklagen war. Jedenfalls ist die Schifffahrt auf dem Huronsee längst nicht mehr so gefährlich wie früher. Aber Respekt hat Paul immer noch.
[O-Ton Bootskapitän Paul:]
"I wouldn't say, it couldn't happen ...
Ich würd' nicht sagen, dass heute nichts mehr passieren kann. Na ja, die Navigation ist natürlich viel besser geworden mit GPS. Wir haben Leuchttürme, die Seekarten sind viel genauer als vor hundert Jahren. Aber Stürme gibt's natürlich immer noch. Und bei Nacht und Nebel ist es da draußen stockfinster. Da sieht man nichts. Und so können immer wieder Unfälle passieren.
... how accidents happen."
Für Nachschub scheint also auch weiterhin gesorgt im "Fathom Five National Marine Park". Und übrigens, für Landratten sei hier noch der Hinweis gegeben: Zu den versunkenen Schiffen fahren auch Ausflugsboote mit Glasboden. Trockener und bequemer zwar, aber natürlich kein Vergleich zum individuellen Taucherlebnis:
[Atmo: Taucher lässt sich ins Wasser fallen]
__________________________________________________
Hinweis:
*) Unterwasserfotos mit freundlicher Genehmigung des Fathom Five National Marine Park
_______________________________________________________________________________________