Osterinsel 1


Viel Buhei um die Moai
- Kultfiguren begeistern Forscher und Touristen

Auf der Osterinsel gibt es einsame Buchten mit türkisfarbenem Wasser und schneeweißen Sandstränden. Doch das haben andere Südseeinseln auch. Dass trotzdem jedes Jahr um die 20.000 Touristen das abgelegene Eiland besuchen, liegt vor allem an den rätselhaften Steinfiguren aus grauer Vorzeit. Überall entlang der Küste haben Ureinwohner diese Moai errichtet. Sie stehen auf Altären, den so genannten Ahu. Sie sind bis zu zwölf Meter hoch und bis zu 85 Tonnen schwer. Sie haben die Form eines Menschen – mit überdimensionalem Kopf, mit tiefen Augenhöhlen und langen Ohren. Manche Moai tragen auch einen rötlichen Kopfschmuck. Es sind fast 1.000 an der Zahl – und kein Betrachter kann sich ihrer Faszination entziehen.

Titelfoto: Ahu Tahai im Sonnenuntergang

Reportage (Radio hr4, 09.04.2004; hr-iNFO, 27.11.2004):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

[O-Töne Touristen:]
"Die Größe und, ja, diese gewaltige Erscheinung, der Gedanke daran, dass vor vielen vielen Jahren die Leute fast nichts hatten, um die Dinger herzustellen, zu transportieren, und auch dass die Bedeutung bis heute nicht ganz geklärt ist – der ganze Mix eigentlich ist sehr faszinierend."
"Die Fülle der Statuen. Also, ich hab' nicht gedacht, dass man so viele finden würde. Die Postkarte zeigt 16 oder 15 Stück und hier und da noch eine. Das zeigt, dass ja doch ganze Volksstämme über viele Jahre, Jahrhunderte, damit beschäftigt sein mussten, diese Monumente zu erstellen. Und das beeindruckt mich sehr."

[Atmo: Rapa-Nui-Musik]

"Die Gesänge der Insulaner berichten von uralten Zeiten, Legenden, die von einer Generation an die nächste weitergegeben wurden. Doch Forscher aus aller Welt haben inzwischen die meisten entzaubert. Der Schweizer Josef Schmid lebt seit vielen Jahren auf der Osterinsel und hat sich intensiv mit den Moai beschäftigt. Nach seiner Ansicht stellen sie Häuptlinge dar und sind Ausdruck eines Ahnenkults. Dafür hätten die Vorfahren der Insulaner keine Mühen gescheut.

[O-Ton Josef Schmid:]
"Einige sagen, dass es nur Sklavenarbeit gewesen sein kann, aber was aus der Überlieferung bekannt ist, war es eine Ehre für jede Familie, mindestens einen Burschen oder sogar zwei in den Steinbruch zu schicken und da zu arbeiten. Das gab Privilegien und Vorteile für die Familie."

Das größte Rätsel ist, wie die Kolosse aus dem Steinbruch im Osten der Insel über teils viele Kilometer zu den Altären verfrachtet wurden, wo man sie aufgestellt hat. Der Legende nach sind die Moai selbst gelaufen. Wahrscheinlicher ist, dass sie über Rollen aus Baumstämmen geschoben wurden. Josef Schmid aber schließt sich einer anderen Theorie an.

Moai-Kopf nahe dem Steinbruch
Ausdruck eines Ahnenkults?
Moai-Kenner Josef Schmid

[O-Ton Josef Schmid:]
"Ja, sicher auf einem Holzschlitten. Und dann mit Seilen, mit Zug auf die Seile geben. Die Seile haben die Tendenz sich auszudehnen und dann eben wieder, wenn der Zug weg ist, wieder zusammenzuziehen. Und wenn das geschickt gemacht wird, beim Zusammenziehen des Seiles kommt hinten nach – vorne stehen die Zieher – und hinten nach kommt dann mit dem Zusammenziehen des Seiles die Statue oder eben das Transportgut."

Klingt kompliziert, wurde aber in der Praxis erfolgreich getestet. Der Schweizer Utopist Erich von Däniken dagegen hat noch eine ganz andere Theorie entwickelt. Danach erhielten die Insulaner Unterstützung von fremden Wesen aus dem All. Für seinen Landsmann Josef Schmid ist das ausgemachter Blödsinn:

[O-Ton Josef Schmid:]
"Ich halte das für völlig übertrieben. Wie sollen Außerirdische ausgerechnet auf der Osterinsel landen und da mithelfen, diese Steinstatuen zu befördern oder rauszuschlagen? Und das ist ja alles nachgewiesen, dass das mit Handarbeit gemacht wurde, den Werkzeugen, die zu finden sind. Aber es hilft Touristen auf die Insel zu bringen."

Und von denen leben die Osterinsulaner nun mal fast ausschließlich. Zwar ist die Anreise langwierig und teuer, doch wer einmal auf der Insel war, den zieht es wieder dorthin zurück.

[O-Ton Touristin:]
"Weil es uns beim ersten Mal so beeindruckt hat, dass wir einfach wieder hier hin mussten! Dieses ganze Mystische, das Geheimnisvolle der Insel, hat uns so gefangen genommen, dass wir einfach gezwungen waren. Wir fühlten uns gezwungen, noch mal hierher zu kommen."

 

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Hier geht's weiter zur Restauration der Moai und der Reportage Osterinsel 2.