Peloponnes 1


ZU EHREN DES ZEUS
- bei den antiken Helden von Olypmia

Die Götter spielten eine entscheidende Rolle im Leben der alten Griechen. Sie bestimmten das ganze Leben. Deshalb taten die Menschen alles, um ihre Götter milde zu stimmen – besonders Allvater Zeus, den Herrscher des Olymp. Ihm widmeten sie auch das Heiligtum von Olympia in der Provinz Elis, im Westen des Peloponnes. Zu Ehren des Zeus wurden die Olympischen Spiele der Antike veranstaltet. Von 776 vor Christus bis 393 nach Christus, also mehr als ein Jahrtausend lang, traten Wettkämpfer aus allen Teilen Griechenlands alle vier Jahre gegeneinander an. Die Sieger konnten sich des Wohlwollens des Göttervaters gewiss sein. Heute ist die alte Kultstätte die meistbesuchte Touristenattraktion auf dem Peloponnes. Viele der historischen Tempel und Sportstätten wurden zwar bei einem Erdbeben zerstört. Die Überreste aber wurden auch mit Hilfe deutscher Archäologen freigelegt. Bei einer Führung werden die Helden der Antike wieder lebendig – und es zeigt sich, dass es bei den Olympischen Spielen damals nicht viel anders zuging als heute.

Reportage (Radio hr4, 28.07.2007; hr-iNFO, 11.08.2007; rbb-INFOradio, 14.06.2008):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

[Musik: Olympia-Fanfare]

Von Fanfaren begleitet zogen schon die antiken Wettkämpfer in das Stadion ein. Seit 1961 ist es wieder so hergerichtet, wie es einmal war: rund 200 Meter lang, drumherum mit Gras bewachsene Wälle, die 45.000 Zuschauern Platz boten. Selbst die Schwellen an Start und Ziel blieben erhalten. Manche Besucher können nicht widerstehen und legen gleich mal einen Wettlauf hin. Diese Umgebung wirkt irgendwie anregend.

[O-Töne Touristinnen:]
"Wir haben uns den Spielplatz angeguckt, also quasi da, wo sie einlaufen durch das Tor, und das muss schon überwältigend gewesen sein. Und dann die Berge im Hintergrund ..."
"Also, ich kann mir das sehr gut vorstellen, dass da einiges sich abgewickelt hat, also diese Arena, die ist ja so rechteckig, und dass die Leute sich da ganz schön abplagen mussten – vor allem in der Hitze!"

Dafür gingen sie splitterfasernackt an den Start. Alles Männer, Frauen durften nicht mal zuschauen. Auch hier im Stadion, dem Schauplatz der Leichtathletik – schon in der Antike das Herz der Olympischen Spiele. Vor allem die Laufdisziplinen begeisterten die Massen, erzählt Elena Aggeli, Archäologin und Fremdenführerin:

Tor zum Stadion
Beim Waffenlauf wurden Helme ...
... und Schilde getragen

[O-Ton Elena Aggeli:]
"I mentioned about the sprints ...
Da waren zunächst die Sprints, einmal durch das Stadion, dann zweimal, vor und zurück, oder sogar 24 mal vor und zurück, also niemals im Kreis. Und wir hatten den so genannten Waffenlauf, bei dem man zwei Stadien in voller Rüstung laufen musste. Der Marathonlauf aber, den wir heute kennen, also über rund 42 Kilometer, der ist eine moderne Disziplin.
... is a modern game."

Neben der Leichtathletik, die auch Weitsprung, Diskus- und Speerwurf umfasste, gab es Ringkämpfe, Boxkämpfe und Wagenrennen. Medaillen erhielten die Sieger damals nicht. Wer bei Olympia triumphierte, wurde mit Ölzweigen bekränzt, er durfte seine Statue im Heiligen Bezirk aufstellen und erhielt zahlreiche Privilegien.

[O-Ton Elena Aggeli:]
"He would be fed at public expense ...
Er wurde auf öffentliche Kosten gespeist, sagt Elena, und von allen Steuern befreit, er bekam den Ehrenplatz neben dem König bei allen öffentlichen Versammlungen, und die allerberühmtesten Olympiasieger wurden nach ihrem Tod als Halbgötter verehrt.
... would be worshipped as semi-gods."

Archäologin Elena Aggeli
Gemälde der Zeus-Statue
Überreste des Zeus-Tempels

Eine Ikone des Sports zu sein, hat sich also ausgezahlt. Da verwundert es nicht, dass mancher Athlet schon damals mit unerlaubten Mitteln kämpfte, um seine Gegner zu bezwingen.

[O-Ton Elena Aggeli:]
"Of course, we have examples of bribing ...
Natürlich haben wir Beispiele von Bestechung, von Betrug und sogar von Doping: mit irgendwelchen Kräutern oder mit Stierblut – sozusagen das 'Red Bull' der Antike. Das war weit verbreitet zu der Zeit.
... very common at that time."

Ob das dem alten Zeus wohl gefallen hat? Schließlich war er der Schirmherr der Spiele. Ein ganzer Tag war ihm geweiht mit Opferfeiern und einem abschließenden Festmahl. Im größten Tempel des Heiligtums stand seine überdimensionale Statue – ganz aus Gold und Elfenbein. Sie gehörte zu den Sieben Weltwundern der Antike. Aber im Zuge der Christianisierung Griechenlands kam Zeus ebenso unter die Räder wie seine Olympischen Spiele. Erst 1896 hat Pierre de Coubertin sie wiederbelebt. Auch der Franzose bekam in Olympia seine Statue, denn ihm ist es zu verdanken, dass alle vier Jahre die Fanfaren wieder ertönen.

[Musik: Olympia-Fanfare]

 

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