Schaumburg-Lippe 1


ARTISTEN AUF VIER HUFEN
- die Fürstliche Hofreitschule in Bückeburg

Die Spanische Hofreitschule in Wien ist weltberühmt. Sie wurde bereits im 16. Jahrhundert gegründet und gehört heute zu den größten Attraktionen der österreichischen Hauptstadt. Nicht ganz so berühmt ist die Fürstliche Hofreitschule in Bückeburg, dabei ist sie nur wenige Jahrzehnte jünger und gehört heute zu den größten Attraktionen von Schaumburg-Lippe. Nachdem die alte Tradition mehrere Jahrzehnte brach lag, hat Fürst Alexander sie 2004 wieder aufleben lassen. Seither wird im Bückeburger Schloss wieder die Hohe Schule der Reitkunst nach barockem Vorbild gepflegt. Die edlen Rösser in den Marställen sind täglich zu bewundern, und bei häufigen Vorführungen im Reithaus können die Artisten auf vier Hufen vor Publikum zeigen, was sie gelernt haben. Da wird hohe Kunst und großer Sport zugleich geboten.

Reportage (Radio hr4, 20.07.2013:)

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

Höfischer Glanz erfüllt das Bückeburger Reithaus, wenn die eleganten Reiter auf ihren eleganten Hengsten die Hohe Schule präsentieren. Und selbst der Laie erkennt sofort: Das sind keine gewöhnlichen Reitpferde.

[O-Ton Diana Krischke:]
"Diese Pferde sind Balletttänzer, die ganz viel Kraft auf einem Platz ballen können und dann mit explosionsartiger Geschwindigkeit in die Luft gehen und dann wieder sofort entspannen können. Und das ist eine ganz andere Sorte Pferd, eine ganz andere Sorte Muskeln, die da beansprucht werden, als bei einem Warmblüter zum Beispiel."

Vollblutreiter auf Vollbluthengsten*)
"Ballett" in der Hofreitschule*)
Barocke Gangart Mézair

Diana Krischke und ihre Eltern betreiben gemeinsam die Fürstliche Hofreitschule. Nur die edelsten Pferderassen kommen ihnen unter den Sattel. Mit am besten geeignet für die Hohe Schule sind die Lipizzaner, aber sie fordern ihren Reitern auch einiges ab:

[O-Ton Diana Krischke:]
"Ein Lipizzaner braucht die volle Aufmerksamkeit, muss absolut bei der Sache sein. Also, wenn ich nicht absolut, 100 Prozent, meine Gedanken beim 'Amata' habe zum Beispiel, dann geht nichts, funktioniert nichts. Aber wenn ich dabei bin, dann kann der so was von 100 Prozent geben, also schöner kann kein anderes Pferd laufen."

Ursprünglich diente die Hofreitschule militärischen Zwecken. Im Zeitalter des Barocks ritten die adligen Offiziere noch ihren Truppen voran. Vor allem im Nahkampf mussten sie sich voll und ganz auf ihre Pferde verlassen können.

[O-Ton Diana Krischke:]
"Ganz typisch barock sind die galoppen Gangarten, die man heute nirgends mehr sieht, zum Beispiel das 'Terre-à-Terre' oder das 'Mézair'. Das ist ein Galopp an der Stelle, den man braucht zum Fechten, und da ist unser 'Raisulih' zum Beispiel der Spezialist, der kann sogar eine Sarabande springen. Eine Sarabande ist ein kreuzförmiger Tanz, wo das Pferd vorwärts, rückwärts und seitwärts dieses 'Mézair' springt, also immer im Galopp bleibt, und diese Sachen sind eben speziell im Barock zur Blüte getrieben worden."

Diana Krischke mit "Amata"
"Schwarzer Reiter"
Verbeugung vor dem Publikum

Die Pferdedressur geradezu meisterhaft beherrscht haben seinerzeit die so genannten Schwarzen Reiter. Sie bildeten die Leibgarde des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe.

[O-Ton Diana Krischke:]
"Die haben ganze Kriege entschieden mit unter 100 Mann, und sie waren alle beritten auf schwarzen oder dunklen Andalusierpferden, was für damalige Verhältnisse unheimlich viel Reichtum bedeutete, und diese Pferde und Reiter, die haben wir eben wiederbelebt für unsere heutige Vorführung, und wir versuchen eben das wieder so ein bisschen zu erforschen, wie man damals geritten ist, warum man das gemacht hat und so weiter."

Die Schwarzen Reiter würden staunen, wie gut Diana Krischke und Kollegen ihre Kunst beherrschen. Das spürt auch das Publikum. Am Ende der Vorführung sind die Kommentare jedenfalls eindeutig:

(O-Töne Publikum:)
"Wunderbar, hervorragend." – "Super, sehr schön." – "Wunderbar, klasse, ich komm’ wieder."

[Atmo: Reitvorführung]

 

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Hinweis:

*) Foto von Nils Stappenbeck

 

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