Wild Wild West 2


WILDE TÄNZE, PLATTES GRAS
- Sioux beim jährlichen Powwow

Es soll ja nicht nur Jungen geben, die gerne Cowboy spielen. Mindestens ebenso viele halten es eher mit den Rothäuten. Und natürlich erfüllt der Wilde Westen der USA auch deren Träume. Die Prärien von South Dakota waren einst die Heimat der Sioux. Mehrere Stämme leben noch heute dort, die meisten allerdings in trostlosen Reservaten. Immerhin einmal im Jahr ist die Tristesse vergessen. Dann nämlich feiern sie ihr Stammestreffen – das "Powwow". Bei traditionellen Tänzen und Gesängen lassen sie die guten alten Zeiten wieder aufleben. So auch im Reservat von Pine Ridge, südwestlich der Black Hills, wo der Stamm der Lakota-Oglala zu Hause ist.

Titelfoto: Powwow im Sioux-Reservat von Pine Ridge

Reportage (Radio hr3, 03.09.2000):

[Atmo: Aufruf in Indianer-Sprache]

In der Sprache der Lakota-Oglala fordert Will Peters alle Stammesgenossen auf, in die Mitte des Powwow-Platzes zu kommen und mit dem Tanz zu beginnen.

[Atmo: Powwow-Musik]

Und der Platz verwandelt sich in ein Meer von Farben: bunte Federn, prächtige Gewänder mit kunstvollen Perlenstickereien, flatternden Lederfransen und glitzernden Glöckchen. Zu den Klängen der Trommeln versetzen sich die Tänzer in rhythmische Bewegungen. Für ungeübte Augen und Ohren schaut und hört sich alles ziemlich ähnlich an, aber die Tänze und Gesänge haben ganz unterschiedliche Bedeutungen. Die meisten spirituelle, manche aber auch ganz praktische.

[O-Ton Robert Cook:]
"The men's grass dance is ...
Robert Cook, Fachmann für die Kultur seines Volkes, nennt als Beispiel den Grastanz der Männer. Die Grastänzer in den Prärien des Nordens wurden vorausgeschickt, um das Gras platt zu trampeln und so das Gelände vorzubereiten, auf dem alle anderen Tänze stattfinden sollten. So kamen die Grastänzer auch zu ihrem Namen.
... would knock the grass down."

[Atmo: Powwow-Musik]

Beim "Annual Veteran's Powwow" in Pine Ridge dreht sich fast alles um Krieg und Frieden. Bei diesem Stammestreffen ehren die Nachfahren der großen Sioux-Krieger Sitting Bull und Crazy Horse Veteranen aus den beiden Weltkriegen, aus Korea und Vietnam. Und zwar gleich, welcher Hautfarbe. Auch weiße Veteranen sind beim Powwow willkommen.

Schon die Kleinsten tanzen mit
"Annual Veteran's Powwow"
Gras wird platt getanzt

[O-Ton Will Peters:]
"When the Vietnam war ended ...
Als der Vietnam-Krieg zuende war, erzählt Will Peters, wurden die Veteranen im 'weißen Amerika' ziemlich rüde behandelt. Sie wurden bespuckt und beschimpft. Hier im Lakota-Land ehren wir die Veteranen. Mal abgesehen von der politischen Bewertung, achten wir doch den Mut der Soldaten und ihre Opferbereitschaft. Drum ist dieses Powwow offen für alle, um sie ein wenig zu entschädigen für das, was sie erlitten haben.
... to have a healing within their hearts."

Es kommt also von Herzen, das "Veteran's Powwow" in Pine Ridge. Bei anderen großen Stammestreffen ist das nicht immer der Fall. Der Kommerz steht auch dort oftmals im Vordergrund.

[O-Ton Will Peters:]
"Most powwows are very huge ...
Die meisten Powwows sind riesige Veranstaltungen. Da gibt es dann Wettbewerbe, bei denen die besten Tänzer Geldprämien bekommen. Die Kultur wird auch bei den anderen Powwows gepflegt, aber hauptsächlich im Dienste der Wettbewerbe, kommerzialisiert eben. Dieses kleinere Treffen hier ist einfach traditioneller.
... smaller gathering is more traditional."

[Atmo: Powwow-Musik]

Das Fest ist ein Höhepunkt im sonst oft trostlosen Alltag des Reservats. Und so trommeln, singen und tanzen sie bis tief in die Nacht hinein. Das Gras jedenfalls ist hinterher schön platt getrampelt. Aber vor dem nächsten Powwow werden die Grastänzer wohl noch mal 'ran müssen.

[Atmo: Powwow-Musik]

 

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