Easy Rider 4

ALLES "EASY" FÜR EASY RIDER?
- die Leiden der jungen Biker

Drei Wochen auf dem Bock, dreitausend Meilen Asphalt unter den Rädern. Euphorische Stimmung nach der Ankunft in Vancouver. Geschafft! Wow, wer hätte das gedacht? Doch unterwegs, da sah es zeitweise ganz anders aus. Da war die Stimmung nicht immer im Zenit. Denn drei Wochen auf dem Bock, dreitausend Meilen Asphalt unter den Rädern, die können auch ganz schön schlauchen. Es ist eben nicht immer alles "easy" für Easy Rider ...

Titelfoto: Straßenbaustelle am Rande des Death Valleys

Reportage (Radio hr3, 17.08.1997):

[Musik: "Born To Be Wild" von Steppenwolf]

Wie oft haben wir schon diesen Titel gehört und davon geträumt, wie Dennis Hopper und Peter Fonda als echte "easy riders" die amerikanischen Highways unsicher zu machen. Und nun stehen wir hier in der Wüste, es ist heiß wie im Backofen, und die Leute in ihren klimatisierten Chevys oder Buicks schütteln verwundert die Köpfe. Sind wir eigentlich verrückt, dass wir uns das antun? Nein, wir sind eben Biker und keine Weicheier! Wie hat Roger, unser Reiseleiter, es so schön ausgedrückt?

[O-Ton Motorrad-Tourguide Roger:]
"Man erlebt alles viel intensiver. Wenn man ins Death Valley zum Beispiel 'reinfährt – das is 'n gutes Beispiel – man erlebt dort die unheimliche Hitze und kann sich nachher stolz fühlen, als wenn man im klimatisierten Auto durchfährt, zum Beispiel. Oder wenn man ma'n Tropfen Regen abkriegt oder wenn man über die Pässe fährt, wo noch Schnee liegt. Man erlebt dort alles viel intensiver. Und gerade USA hat unheimlich viele Gegensätze auch zu bieten."

Recht hat der Mann! Wir lernen im Verlaufe der Reise die klimatischen Gegensätze besser kennen, als uns lieb ist. Schnee im Yellowstone, Nachtfrost im Glacier Nationalpark und Dauerschauer in Kanada. Merkwürdig. Ich kann mich nicht erinnern, dass Peter Fonda je eine Regenkombi getragen hat. Und wenn wir gerade dabei sind – hat eigentlich Dennis Hopper auf seinem Chopper je über Schmerzen geklagt? Denn uns zwickt's im Rücken, zwackt's im Nacken oder kneift's sonst wo, wenn wir stundenlang im Sattel sitzen.

[O-Ton Motorrad-Touristin Britta:]
"Also, mir tun hauptsächlich die Hände weh. Das muss ich eigentlich sagen. Von de' Kupplung un' vom ständigen Gas geben. Eben weil's so g'rade Strecken sin'. Du bischt ja ständig am Gas geben. Dann tun dir die Füß' weh natürlich, weil du ja ständig in der selben Haltung mehr oder weniger sitscht. Und halt natürlich 's Hinterteil auch, isch ja klar (lacht). Aber sonscht geht's eigentlich."

Schnee im Yellowstone N.P.
Öfter mal Pause machen
Auto fast besser?

Vielleicht sollten wir unterwegs einfach öfter absteigen. Aber zurück zu unseren Kultfilm-Helden: Die tuckern Meile um Meile stillvergnügt vor sich hin. Der Highway ist ihr Freund. Er verläuft schnurgerade, kein noch so kleines Kürvchen stört die Harmonie. In den ersten Tagen unserer Reise fühlen auch wir uns wunderbar "easy". Die Weite des Landes zieht uns in ihren Bann. Aber dieses Gefühl lässt schon nach wenigen Tagen rapide nach.

[O-Ton Motorrad-Tourist Guido:]
"Dieses stundenlange Geradeausfahren macht mir was aus. Also, ich bin heilfroh, wenn kurvenreichere Strecken kommen. Diese Pässe, die wir gefahr'n sind, das war genau mein Ding. Aber dieses stundenlange Geradeausfahren, das setzt mir schon ziemlich zu. Da wünsch' ich mir dann schon, hey, hoffentlich isses bald vorbei."

Tja, und dann fällt sogar ein Satz, der keinem Motorradfahrer leicht über die Lippen geht:

[O-Ton Motorrad-Touristin Britta:]
"Ich find' eigentlich Auto besser. Vor allen Dingen, weil halt auch die Straßen sehr g'rade, sehr langweilig sind, isch so vom Motorradfahrerischen her keine so großen Anforderungen. Auto wär' eigentlich fascht besser, muss man sagen."

Eine Motorrad-Tour durch die USA kostet weit mehr als eine Reise mit dem Mietwagen. Egal, ob organisiert oder auf eigene Faust. Ein Motorrad ist unbequem, nicht überdacht, es hat keine Knautschzone, keine Klimaanlage und keinen Kofferraum. Mit den Augen der Vernunft betrachtet, führt am Auto kein Weg vorbei. Aber Motorradfahren hat nichts mit Vernunft zu tun. Es macht einfach Spaß. Trotz Hitze oder Kälte, trotz langweiliger Straßen und schmerzenden Gliedern. Ich persönlich möchte mit keinem Blechkisten-Chauffeur tauschen. Und im Grunde geht es uns allen so. Da sind wir mit Dennis Hopper und Peter Fonda völlig einer Meinung.

[Musik: "Born To Be Wild" von Steppenwolf]

 

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