Mexiko 3

DER RAUCHENDE POPO-DINGSDA
- Wanderung am zweithöchsten Vulkan Nordamerikas

Teotihuacán, Quetzalcóatl – in Mexiko begegnen dem Reisenden aus Europa wahre Zungenbrecher. Da macht der prominenteste (wenn auch nur zweithöchste*) Vulkan Nordamerikas, der Popocatépetl, keine Ausnahme. In der Sprache der Ureinwohner bedeutete der Name so viel wie "Rauchender Berg". Genau 5.462 Meter ragt der Vulkankegel in den Himmel südöstlich der Hauptstadt Mexico City. Sein Gipfel ist fast ständig von einer Rauchfahne umhüllt. Seit seinem letzten Ausbruch vor 20 Jahren darf man aus Sicherheitsgründen nicht ganz hinaufsteigen, aber in mittleren Höhen, so um die 3.000 Meter, gibt es ein Netz von Wegen und Pfaden, auf denen Wanderer dem "Rauchenden Berg" ziemlich nahe auf die Pelle rücken können. Schade nur, dass der Popo-Dingsda so schwer auszusprechen ist.

Reportage (Radio hr4, 22.11.2014):

[Fuge aus der Geographie:]

"Ratibor. Und der Fluss Mississippi und die Stadt Honolulu und der See Titicaca. Der Popocatépetl liegt nicht in Kanada, sondern in Mexiko, Mexiko, Mexiko."

Tja, in der "Fuge aus der Geographie", da haben sie's drauf: Der Popocatépetl liegt nicht in Kanada, sondern in Mexiko, Mexiko, Mexiko. Anders als im Sprechkanon tun sich viele aus unserer Reisegruppe schwer mit der Aussprache:

[O-Töne Wanderer:]
"Schaff' ich nicht, schaff' ich einfach nicht."
"Mit P geht's los, aber keine Ahnung. Gib mir ein Stück Papier und ich lese es ab."

Schon der Konquistador Diego de Ordás hat den Vulkan bestiegen, und wir alle täten uns leichter, wenn die Spanier den indianischen Zungenbrecher umbenannt hätten – wie so vieles andere auch in Mexiko. Doch sie wollten oder konnten nicht, meint unsere Reiseleiterin Heike Arzapalo:

[O-Ton Heike Arzapalo:]
"Das war eine Zivilisation, die war stark entwickelt, und man konnte nicht alles so schnell zugrunde bringen und ersetzen durch das Spanische. Viele Orte haben Nahua-Namen. Hauptsächlich ist alles auf Nahuatl – zumindest hier im Hochland, weil das die Sprache der Mexicas, also der Azteken, gewesen ist."

Der Name Popocatépetl klingt umso exotischer, als die Landschaft zu seinen Füßen uns eher an heimatliche Gefilde erinnert. Dichter Nadelwald umgibt den Vulkan. Hier sieht es fast so aus wie im Schwarzwald.

[O-Ton Heike Arzapalo:]
"Das sind Tannen der Familie pinus hedwig, und die wachsen normalerweise nicht in so hohen Lagen. Also, das ist die einzige Stelle der Welt, wo sie auf fast 4.000 Meter wachsen."

Die Luft hier oben ist ziemlich dünn. Obwohl der Weg nur sanft bergauf führt, geraten wir bei unserer Wanderung schnell außer Atem. Den Popocatépetl im Rücken marschieren wir auf den Nachbarvulkan zu, der einen ebenso schwierigen Namen trägt.

Wanderung am Popocatépetl
"Schlafende Frau" Iztaccíhuatl
Gipfel des Popocatépetl

[zum Anhören klicken: O-Ton Heike Arzapalo:]

"Iztaccíhuatl."

Wegen seiner Form wird er auch "Die schlafende Frau" genannt:

[O-Ton Heike Arzapalo:]
"Die Legende zu den zwei Bergen ist, dass der Popocatépetl ein Soldat gewesen ist, der in den Krieg gegangen ist und nicht wieder zurückgekommen. Dann hat sich die Frau Sorgen um ihn gemacht und letztendlich aufgegeben, und dann hat sie sich zum Schlafen hingelegt und ist in einen Berg verwandelt worden. Als der Soldat wieder aus dem Krieg gekommen ist und merkte, dass seine Geliebte zu einem Berg geworden war und dort schlief, hat er entschlossen auch sich in einen Berg zu verwandeln."

Der Iztaccíhuatl ist gut 200 Meter niedriger als der Popocatépetl und nicht mehr aktiv – deshalb bei Bergsteigern sehr beliebt. Wir Freizeitwanderer aber schauen uns seinen Gipfel nur von Ferne an, denn bei manchen löst die Höhe schon Kopfschmerzen aus:

(Atmo: Wanderer)
"Du hast GPS und kannst das da ablesen?" – "Doch höher als ich geschätzt habe: 3.773 Meter." – "Wie hoch gehen wir noch?" – "Bis 3.800."

Okay, das packen wir. Und bis dahin feilen wir noch ein bisschen an der richtigen Aussprache:

[zum Anhören klicken: O-Töne Wanderer]

"Popa-, Popo-ca-tépetl." – "... catepétl." – "Nee, nee. Das ist die drittletzte Silbe: Popocatépetl!"

Fast schon perfekt. Aber am besten klingt es immer noch so:

[Fuge aus der Geographie:]
"Der Popocatépetl liegt nicht in Kanada, sondern in Mexiko, Mexiko, Mexiko. Kanada, Malaga, Rimini, Brindisi ..."

 

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Hinweis:

*) Der höchste Vulkan Nordamerikas liegt übrigens auch in Mexiko und hat einen kaum leichter auszusprechenden Namen: Citlaltépetl (5.636 m).

 

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Hier geht's weiter nach Chichén Itzá und zur Reportage Mexiko 4.