Neapel 4

IM SCHATTEN DES VESUVS
- die Ruinen von Pompeji

Die unvergleichliche Schönheit des Golfs von Neapel rührt nicht zuletzt von der majestätischen Bergkulisse des Vesuvs her. Der einzige noch aktive Vulkan auf dem europäischen Festland thront über der Stadt und der Bucht. Er strahlt geradezu eine magnetische Anziehungskraft aus und gleichzeitig eine latente Bedrohung. Dabei schaut er auf den ersten Blick so harmlos aus. Auf seinen fruchtbaren Hängen gedeihen Obst, Gemüse und Wein. Kaum zu glauben, dass von diesem Berg einst eine tödliche Gefahr ausging und immer noch ausgeht.

Reportage (hr3, 30.01.2000; hr4, 25.02.2006):

Man schrieb den 24. August des Jahres 79 nach Christus. Es war früh am Morgen, die meisten Pompejaner lagen noch in ihren Betten und träumten süß. Der Vesuv hatte seit Jahrzehnten keinen Mucks mehr von sich gegeben.

[Geräusch: Eruption]

Da plötzlich eine gewaltige Explosion, begleitet von heftigen Erdstößen. Der schlafende Riese war erwacht. Er spuckte glühende Lava und begrub das 10 Kilometer entfernte Pompeji unter einer dicken Schicht aus Asche und Bimsstein. Viele der rund 20.000 Bewohner konnten sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen.

[O-Ton Ciri Favicchio:]
"Questa era una zona sismica ...
Das war ein Erdbebengebiet, erklärt der Archäologe Ciri Favicchio. Deswegen dachten die Leute, es handle sich um eines der üblichen Beben. Sie sind auf die Straße gegangen, weil sie Angst hatten, dass ihre Häuser einstürzen, und haben alle Sachen liegen lassen, wie sie sie gerade in der Hand hatten.
... in posizione attiva."

Und in diesem Zustand verharrten die Gegenstände, bis die versunkene Stadt im 18. Jahrhundert wieder entdeckt wurde. Heute befinden sich die meisten sicher verwahrt im Archäologischen Nationalmuseum von Neapel. In Pompeji geblieben sind die steinernen Zeugnisse. Und auch die ergeben überraschende Einblicke in das einstmals pralle Leben. Tempel, Theater, Thermen und Tavernen – ebenso wie Bordelle. Erotische Wandmalereien lassen keinen Zweifel: Die Pompejaner waren nicht nur Lebens-, sondern auch Liebeskünstler.

Forum
Erotische Wandmalereien
Durchblick auf das moderne Pompei

[O-Töne österr. Studenten:]
"Das Notwendigste ist drin – ein Bett, wie sich das nun mal für ein Bordell gehört. Und, naja, sehr authentisch, zumal die Wandmalereien doch sehr stimulierend wirken sollten."
"Es ist nicht anders als das Leben anderswo – oder?"
"Anhand der Bilder hatten sie noch ein tolles Leben in der Hinsicht."
- Und was hat dich am meisten beeindruckt?
"Ja, eben diese ganze Organisation, die man schon hatte zu dieser Zeit. Das ist phantastisch, wie alles organisiert war, wie die Straßen funktionierten, wie das mit den Kanälen funktionierte, wie die Häuser zum Teil dekoriert waren. Das ist faszinierend, wenn man bedenkt, dass diese Stadt ja vor Christus gebaut wurde."

Lebendige Geschichte einer Hochkultur also, die in nur wenigen Stunden ausgelöscht wurde. Und die Bedrohung bleibt. Erst vor wenigen Monaten registrierten Wissenschaftler eine verstärkte seismische Tätigkeit des Vulkans. Doch die Sorglosigkeit bei Anwohnern wie Touristen scheint sich seit Pompeji kaum verändert zu haben.

[O-Ton österr. Student:]
"Ich glaube in dem Fall an die Wissenschaft. Ich glaube, dass die Wissenschaftler vom Observatorium am Vesuv ihre Arbeit gut machen und auch die Bevölkerung alarmieren, wenn eine Gefahr bestünde."

Exakte Vorhersagen von Vulkanausbrüchen allerdings sind nach wie vor unmöglich.


[Reportage an dieser Stelle von der Redaktion gekürzt]

 

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