Wallander-Land 3


EINSTZ IN YSTAD
- beschaulicher Alltag eines "echten" Wallander

Wer die Wallander-Krimis liest, muss den Eindruck bekommen, dass Ystad ein Zentrum des Verbrechens ist. Nach all den Serienmördern, die dort schon ihr Unwesen getrieben haben, müsste die Bevölkerung eigentlich zur Hälfte ausgerottet sein. Ein gefährliches Pflaster also, das man besser nicht betritt? Die Realität sieht etwas anders aus. Und der Alltag eines echten Polizisten in Ystad ist nicht ganz so aufregend wie der von Kurt Wallander.

Titelfoto: Theater in Ystad

Reportage (Radio hr3, 27.07.2003):

[zum Anhören klicken: Atmo Polizeisirene]

Alarm! Einsatz in Ystad. Nächtliche Schlägerei vor einer Diskothek. Eine Streife muss sofort zum Tatort fahren. – So etwa sieht der Polizeialltag in Wallanders Kleinstadt-Revier aus. Ein Mord passiert hier im Schnitt nur etwa alle drei Jahre. Ansonsten haben es die echten Wallanders meist mit Rauschgiftschmuggel und Schwarzbrennerei zu tun, neuerdings auch mit Kinderpornographie im Internet. Und wenn wirklich mal ein Mord passiert, dann übernehmen die Kollegen aus Malmö.

[O-Ton Göran Schön:]
"Comparing to Wallander ...
Verglichen mit Wallander, erzählt Kriminalinspektor Göran Schön, ist mein Job ziemlich langweilig, aber ich bin trotzdem gerne Polizist. Wallander ist eben nur eine Romanfigur. Echte Polizeiarbeit hat mehr mit Teamwork zu tun. Nicht wie bei Wallander, der fast alles alleine macht. Immer nur er, immer nur er. Echte Polizeiarbeit ist anders.
... police work isn’t like that."

Auch rein äußerlich haben Göran Schön und Kurt Wallander wenig gemeinsam. Der eine ist schlank und drahtig. Der andere kämpft mit Gewichtsproblemen und kommt beim Laufen ständig aus der Puste. Doch trotz aller Unterschiede gehört auch der echte Kripomann zur Fangemeinde seines fiktiven Pendants. Und natürlich hat er die meisten Wallander-Krimis gelesen:

[O-Ton Göran Schön:]
"The first one was my favourite ...
Das erste Buch mag ich am liebsten, denn das beruht auf einem wahren Fall. Er hat sich zwar etwas anders abgespielt, als Mankell ihn beschreibt, aber ich war selber in den Fall mit eingebunden. Wir haben darauf gehofft, dass die Täter an den Tatort zurückkehren. Und so haben wir ganze Nächte dort draußen gehockt und auf die Verbrecher gewartet.
... the perpetrators will come back."

Schmuggler im Fährhafen?
Kein gefährliches Pflaster
Bloß nicht falsch parken

Ein altes Ehepaar wurde damals ermordet. Auf einem einsamen Bauernhof vor den Toren von Ystad. Wegen der brutalen Vorgehensweise der Täter sorgte der Fall für großes Aufsehen in Schweden. Und er lieferte Henning Mankell die Vorlage für "Mörder ohne Gesicht". Der Autor wollte damit auch die zunehmende Gewalt in seinem Heimatland thematisieren. Göran Schön sieht darin ebenfalls ein Problem. Touristen allerdings brauchen sich keine Sorgen zu machen, versichert er. Und schon gar nicht hier in der Provinz:

[O-Ton Göran Schön:]
"Ystad is not dangerous …
Ystad ist nicht gefährlich. Es ist hier wie in jeder anderen schwedischen Kleinstadt. Es passiert nicht viel. Ab und zu gibt es zwar ein Verbrechen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass Touristen jemals davon betroffen waren in meiner gesamten Amtszeit. Und ich bin schon seit fast 25 Jahren Polizist
... for 25 years almost."

Mit der Polizei zu tun haben Touristen in der Regel nur, wenn sie zu schnell fahren oder falsch parken. Da verstehen Görans Schöns Kollegen keinen Spaß und die Bußgelder sind happig in Schweden. Die Sirene aber werden Touristen mit hoher Wahrscheinlichkeit kein einziges Mal zu hören bekommen.

[Geräusch: Polizei-Sirene]

 

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