Zürich 3


GEIZ IST GEIL
- Zürich für "Fränklifuchser"

Die Schweiz ist ein teures Pflaster. Davon können alle ein Lied singen, die das Alpenland bereist haben. Und am lautesten singen zumeist die Zürich-Reisenden. Denn wer dort mal über die vornehme Bahnhofstrasse geschlendert ist, weiß, was das Leben in der Dörfli-Metropole kosten kann. Aber wenn man die Guccis, Cartiers etc. meidet und nicht unbedingt im ersten Haus am Platz absteigt, geht es auch wesentlich günstiger. Ein ordentliches Hotelzimmer ist schon ab 30 Franken zu haben. Das sind umgerechnet etwa 20 Euro. Die meisten Sehenswürdigkeiten sind sowieso gratis und wer sich dann noch die "ZürichCARD" für ebenfalls 30 Franken holt, kann drei Tage lang umsonst die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, er hat bei vielen Attraktionen freien Eintritt oder erhält zumindest eine Ermäßigung. Und so können auch leidenschaftliche Geizkragen und notorische Fränklifuchser ohne Reue nach Zürich reisen.

Titelfoto: Teures "Pflaster" Bahnhofstrasse

Reportage (Radio hr4, 03.09.2005):

[Musik: "Ich brauche keine Millionen" von Marika Rökk]

Nein, Millionen sind nicht nötig für einen Altstadtbummel durch Zürich. Für die malerischen Gassen mit den unzähligen kleinen "Lädlis", Cafélis" und "Restaurantlis" braucht man nicht mal eine Vignette wie auf den schweizerischen Autobahnen. Wer die Dörfli-Atmosphäre inmitten der pulsierenden Metropole schnuppern will, muss selbstverständlich keinen einzigen Rappen berappen.

[zum Anhören klicken: Atmo Turmuhr]

Auch wenn die Turmuhr von St. Peter schlägt, schlägt sie keineswegs zu Buche. Und das größte Zifferblatt Europas gibt's gleich gratis dazu. Überhaupt, wer sich für Schweizer Uhren interessiert, kriegt in Zürich einiges geboten. Auch zum Nulltarif. Selbst der vornehme Juwelier Türler am Paradeplatz gewährt freien Zugang zu seinem mechanischen Universum, einem wahren Wunderwerk der Zeitmessung.

[O-Ton Silvan Johner:]
"Das ist die komplizierteste Uhr der Welt. Es ist auch die teuerste. Sie war einmal im Guinness-Buch der Rekorde. Sie hat einen ewigen Kalender, das gesamte Astrolabium, die Erde, Sonne und Mond. Auch die Neigung der Planeten ist alles mit eingerechnet."

Und natürlich absolut unverkäuflich, versichert Türler-Mitarbeiter Silvan Johner. Deshalb gilt auch hier uneingeschränkt:

[Musik: "Ich brauche keine Millionen" von Marika Rökk]

Turmuhr von St. Peter
Kleinste Uhr der Welt
Chamäleon im Zoo

Überaus kostbar sind auch viele Ausstellungsstücke im Uhrenmuseum Beyer in der Bahnhofstrasse. Für Inhaber der ZürichCARD aber kostenlos zu bewundern. Eines davon gehörte Napoleons Bruder Joseph Bonaparte. Diese "Sympathique" genannte Uhr hat einen geschätzten Wert von bis zu zwei Millionen Franken. Es gibt weltweit nur sieben Stück davon.

[zum Anhören klicken: O-Ton Museumsführerin Doris Burkard]

"Der Juan Carlos aus Spanien hat diese Uhr noch. Eine hat Königin Elisabeth in England. Wir haben gesucht, wir hatten sie nicht von Anfang an, und die hätten wir schon wieder verkaufen können, aber wir tun's nicht. Das ist Wertanlegung. Die geht nur rauf, die geht nie runter."

[zum Anhören klicken: Atmo Glockenspiel]

Und Doris Burkard führt uns noch mehr solcher Kleinodien der Zeit-Geschichte vor, von der antiken Sonnenuhr bis zur modernen Atomzeituhr. Publikumslieblinge sind meistens die vielen "Uhr-iositäten". Zum Beispiel:

[O-Ton Museumsbesucherin:]
"Die kleinste von der Welt, weil ich finde, das ist etwas absolut Spezielles – hab' dann nur ich, niemand anders."

Uhrenmuseum Beyer
Tropenhaus im Zoo
Opernhaus

[Atmo: Tropenhaus im Zoo]

Ein technisches Wunderwerk ganz anderer Art ist das Tropenhaus im Zürcher Zoo. Unter dem 11.000 Quadratmeter großen Hallendach kreucht und fleucht es wie im Regenwald von Madagaskar. Mit der ZürichCARD gibt's 10 Prozent Rabatt für dieses Dschungel-Erlebnis am Rande des Großstadt-Dschungels.

[O-Töne Zoobesucher:]
"Diese hohe Lufttemperatur und die hohe Luftfeuchtigkeit, das ist sehr ungewohnt. Vor allem von einem Zoo kenne ich das eigentlich nicht. Gefällt mir gut, ist auch interessant, die Tiere 'n bisschen zu suchen und nicht nur im Gehege zu finden."
"Vor allem braucht man sehr viel Zeit, um die Tiere zu sehen, die Blumen, und es ist jedesmal anders auch. Man sieht wieder Blumen, die nur zu bestimmten Zeiten offen sind. Und meistens kommen wir jetzt nur noch in die Halle. Die Kinder haben letztesmal das Chamäleon entdeckt, und es ist jedesmal die Frage, wo steckt es und finden wir es wieder?"

Und wer nach so viel Uhr und Nat-ur Lust auf Kult-ur verspürt, braucht in Zürich auch dafür keine Millionen. Die Oper beispielsweise gehört zu den renommiertesten Häusern in Europa. Die Preise sind zwar entsprechend, aber Stadtführer Peter Ern kennt ein Hintertürchen. Schließlich sollen auch Kulturmuffel und Fränklifuchser für die Oper gewonnen werden.

[O-Ton Stadtführer Peter Ern:]
"Deshalb organisiert das Opernhaus zusammen mit der Stadt Zürich die so genannten Volksvorstellungen, und die sind dann allen zugänglich. Die Preise wären dann etwa 50 Prozent von den Normalpreisen."

[Musik: "... mir fehlt kein Pfennig zum Glück. Ich brauche weiter nichts als nur Musik, Musik, Musik."]

 

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