Alaska 5

SEWARD
- Trainingsrunde für Schlittenhunde

Was für den Rest der USA der Super Bowl, das Endspiel um die Football-Meisterschaft, ist für Alaska das Iditarod Sled Dog Race – nämlich das größte sportliche Ereignis des Jahres.
Dieses längste Hundeschlittenrennen der Welt erinnert an den Iditarod Trail, einen historischen Postweg vom Hafenort Seward im Süden zur ehemaligen Goldgräbersiedlung Nome im Nordwesten. Das Spektakel startet am ersten Märzwochenende in Anchorage, dauert mindestens neun Tage und führt fast tausend Meilen weit durch die verschneite Wildnis Alaskas bis nah an den Polarkreis heran. Dabei stellt es höchste Anforderungen an Mensch und Tier. Kein Wunder also, dass die Athleten schon im Sommer kräftig trainieren müssen, auch wenn der Schlitten dann mangels Schnee durch eine Kutsche ersetzt werden muss.
In Seward, am Ausgangspunkt des historischen Trails, züchtet der frühere Iditarod-Sieger Mitch Seavey seinen Schlittenhunde-Nachwuchs heran. Dort kann man den jungen Alaskan Huskies beim Sommertraining zuschauen und sogar selbst bei einer Trainingsrunde mitfahren.

Reportage (Radio hr4, 05.03.2011):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

[Atmo: Hundegebell]

Mit freundlichem Gebell werden wir begrüßt. An die sechzig junge Huskys wissen genau, was jetzt kommt: Gassi-Gehen im Schnellzugtempo. Und alle können es kaum erwarten. Aber nur dreizehn von ihnen werden vor den Schlitten gespannt.

[O-Ton: Tim Pope:]
"You know sometimes ...
Manchmal, wenn wir vom Hof fahren, fangen alle an zu heulen. Ohh! Nehmt mich mit, nehmt mich mit! Aber keine Sorge, die kommen alle mal dran, bis zu sechsmal am Tag werden sie trainiert.
... plenty of exercise."

Unser Tourguide Tim Pope trainiert selbst für das Iditarod-Rennen und will 2012 erstmals teilnehmen. Aber er weiß, ohne die tierischen Athleten geht nichts, drum muss er sie schon früh auf ihre gemeinsame große Aufgabe vorbereiten.

[O-Ton Tim Pope:]
"Well, the puppies …
Wenn die Welpen ein Jahr alt sind, legen wir ihnen zum ersten Mal Zaumzeug an. Dann kommen sie in eine Trainingsgruppe. Das beste Athletenalter für Hunde liegt zwischen drei und acht. Ich hab auch schon zehnjährige Hunde beim Iditarod gesehen, aber die sind nicht mehr schnell genug, mit zehn Jahren schaffen sie keine tausend Meilen mehr.
… just too far for 'em."

Um den Schnee-Marathon überhaupt laufen zu können, brauchen sie täglich bestes Hundefutter, angereichert mit Fett, Vitaminen und Mineralien. Im Winter bekommen sie die doppelte Menge, während des Rennens sogar die dreifache.

[O-Ton Tim Pope:]
"These guys burn …
Die verbrennen bis zu 15.000 Kalorien am Tag – und dabei wiegen sie nur 50 Pfund. Manche Kreuzfahrt-Touristen versuchen diese Marke zu übertreffen, aber selbst die schaffen es nicht.
… can't even quite make it."

Tim Pope mit Iditarod-Schlitten
Junge Hunde rennen drauf los
Verschnaufpause mit Streicheleinheiten

[Atmo:]
"One, two, three, allright!"

Und dann starten wir endlich. Zur Trainingsrunde auf dem gut drei Kilometer langen Parcours. Natürlich hat der "Schlitten" keine Kufen, sondern Räder, und außer Tim, unserem "Musher", können sechs Personen mitfahren. Doch die jungen Hunde rennen drauflos, als gälte es jetzt schon, den begehrten Pokal zu holen.

[O-Ton Tim Pope:]
"A lot of people ask us …
Viele Leute fragen uns, was wir tun müssen, damit die Hunde rennen. Ich hab’ keine Ahnung, ehrlich gesagt. Das Rennen liegt ihnen im Blut, sie lieben es einfach. Seit Tausenden von Jahren sind sie darauf abgerichtet, es macht ihnen Spaß. Denken Sie an einen Retriever, den können Sie nicht davon abhalten ins Wasser zu springen. Unsere Hunde wollen einfach rennen.
… our dogs just wanna run."

Auf halber Strecke gönnt er ihnen eine kurze Verschnaufpause, sie sollen sich ja nicht zu sehr verausgaben. Dennoch sind wir bereits nach einer knappen Viertelstunde wieder zurück im Zwinger.

[Atmo:]
"Hoh, hoh!"

Erschöpft, aber glücklich sehen sie aus, die jungen Athleten. Und wer weiß – vielleicht sind sie ja die künftigen Iditarod-Champions…

 

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Hier geht's weiter zu den Ureinwohnern und der Reportage Alaska 6.