Zürich 2


DELIKAT NACH SCHWEIZER ART
- Zürich für "Leckerschmecker"

In Zürich lässt es sich gut leben, so gut wie in keiner anderen Großstadt der Welt. Und  auch das leibliche Wohl kommt dort nicht zu kurz. Zürcher Geschnetzeltes aus feinem Kalbfleisch kennt man als Spezialität rund um den Globus. Auch das Bircher Müesli, benannt nach einem Zürcher Mediziner und Pionier der Vollwertkost, hat längst die Frühstückstische aller Kontinente erobert. (Käse-)Fondue kommt zwar eigentlich aus der Westschweiz, ist aber zu einem festen Bestandteil der Zürcher Küche geworden.  Und nicht zuletzt die köstlichen Pralinés – ob mit oder ohne echt Schweizer "Schoki". Die Confiserien der Stadt verführen Einheimische wie Besucher mit den raffiniertesten Leckerlis – einfach märchenhaft!

Titelfoto: Zarte Versuchungen im Café Schober

Reportage (Radio hr4, 03.09.2005; hr-iNFO, 17.09.2005):

[zum Anhören klicken: komplette Reportage]

Es war einmal ein junger Konditor aus Luxemburg. Der brachte eine Spezialität aus seiner Heimat mit nach Zürich – ein zartes Makrönchen, gefüllt mit einer süßen, fruchtigen Buttercreme. Als Praktikant in der Confiserie Sprüngli wollte er sich damit einen Namen machen. Zunächst ohne Erfolg. Erst als er wieder nach Hause zurückgegangen war, wurde seine Leckerei plötzlich zum Renner. Und mehr aus Verlegenheit als aus echter Anerkennung nannte man sie fortan "Luxemburgerli". Auch Zürich-Führer Peter Ern kann dazu nicht "nein" sagen.

[O-Ton Peter Ern:]
"Schauen Sie, da haben wir Zitronenparfum, da haben wir Schokoladenparfum, hier vielleicht Himbeer oder Kirsch und da vielleicht Aprikosenparfum."
- Welches ist denn am meisten zu empfehlen?
"Also, ich habe die roten am liebsten. Da gibt es eines mit Kirschen und ein bisschen Kirschschnaps drin. Es gibt sogar Luxemburgerlis mit Champagner-Geschmack und die Geschmäcker ändern ein bisschen mit der Saison."

Bei Sprüngli gibt es Pralinen in unzähligen Variationen. Aber keine findet so reißenden Absatz wie die Luxemburgerlis. 650 Kilo pro Tag stellen die Konditoren her. Und nicht nur die Zürich-Besucher sind ganz versessen darauf. Auch die Einheimischen lassen sich von dieser zarten Versuchung gerne verführen. Zu allen Jahreszeiten:

Confiserie Sprüngli
Luxemburgerli
Schoki-Pralinen

[O-Ton Kunde:]
"Sie sind ziemlich süß, sehr fruchtig jetzt im Sommer. Ich hatte auch schon welche im Winter und da waren sie eher nussig. Also, es ist gerade interessant, dass es immer so abwechselt. Ich finde es schön, dass es so viele Sorten gibt."

Und wenn sie nicht verdorben sind, dann schmecken sie noch heute. Aber damit nicht genug der Märchen. Denn es war auch einmal ein bewaffneter Zwist zwischen Zürich und den angrenzenden Kantonen, kurz nach der Reformation. Da brachten die Krieger der einen Seite Schüsseln mit Milch und stellten sie auf der Grenze ab. Die Krieger der anderen Seite warfen Brotkrümel hinein. Dann setzten sich Freund und Feind gemütlich gegenüber und löffelten gemeinsam aus einem Topf. Das war zwar noch kein richtiges Fondue, aber schon eine Art Vorläufer. Heute nehmen die Zürcher Käse statt Milch, und selbst die Brotkrümel werden schon mal durch andere Zutaten ersetzt. Das Altstadt-Restaurant "Swiss Chuchi" beispielsweise hält ein Dutzend verschiedener Fondues bereit.

[O-Ton Hans Peter Kaiser:]
"Das Bauern-Fondue mit Speck, mit Pilzen drin. Dann haben wir das Herren-Fondue, das ist so 'ne Art Spezialität von uns: französischer Senf drin mit Pfefferkörnern. Wir haben das Tomaten-Fondue, das is' auch 'n bisschen saisonal dann gelegt..."
- Welches essen Sie denn am liebsten?
"Meines ist das Herren-Fondue. Das lieb' ich und das ess' ich auch pro Monat mindestens einmal."

Pralinenauswahl im Café Schober
"Swiss Chuchi"-Chef H. P. Kaiser
Immer eine 8 rühren

Und Hans Peter Kaiser, der Geschäftsführer des "Swiss Chuchi", räumt auch mit dem Vorurteil auf, Fondue dürfe man nur im Winter und nur am Abend essen. Ansonsten oute man sich als Tourist und Banause der Schweizer Ess-Kultur.

[O-Ton Hans Peter Kaiser:]
"Nein, absolut nicht. Also, im französischen Teil der Schweiz, im Welschland, und in Frankreich isst man Fondue, wenn es Sommer ist. Und das war ein Sommergericht. Und mittlerweile auch viele Deutsch-Schweizer und die Deutschen, die fangen auch wieder im Sommer Fondue zu essen an. Und es stimmt nicht: Auch ein Schweizer isst Fondue mittags."

Aber andere Regeln sind durchaus zu beachten: Man rühre den Käse immer schön in Form einer 8. Nur dann entfaltet er seinen vollen Geschmack. Und man verliere niemals seinen Brotkrümel, denn Unachtsamkeit wird bestraft:

[O-Ton Hans Peter Kaiser:]
"Wenn du das Brot verlierst, kost' dich das 'n Kirsch. Also, wenn du jetzt mit einem Tisch von Leuten da bist, dann musst' jedem 'n Kirsch zahlen, kann das 'n bisschen ins Geld gehen und da passte auch 'n bisschen besser auf, und sonst wird's einfach lustig, weil der Alkoholpegel steigt."

Tja, und wenn sie nicht besoffen sind, dann schlemmen sie noch heute.

 

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